Versicherungswirtschaft:Der App-Store für Versicherer

Lesezeit: 2 min

Die Munich Re kann künftig Programme und Rechenmodelle einfacher mit anderen Versicherern teilen. Das System, das wie ein App Store funktioniert, kennt man schon von der Konkurrenz. Da ist es gescheitert.

Von Herbert Fromme, Köln

Braucht ein Rückversicherer eine Art App-Store, mit dem er Programme und Programmteile an andere Versicherer weitergeben kann? Unbedingt, sagt Munich Re, einer der größten Rückversicherer der Welt. Die Gesellschaft hat am Dienstag 100 Prozent des Münchener Softwareunternehmens Apinity von der Allianz gekauft und damit dessen System für das Teilen von Programmen. "Mit der Plattform kann man intern oder extern Softwares anbieten und nutzbar machen", sagt Munich Re-Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek.

"Wir haben eine ganze Reihe von Programmen, die wir mit unseren Kunden teilen", sagt Jeworrek. Darunter Katastrophenmodelle, statistische Auswertungen oder Module zur Cyberversicherung, die der Münchener Rückversicherer mit Erstversicherern teilt. Mit dem App-Store wird das künftig viel leichter zugänglich. Das System sei speziell für die Bedürfnisse von Versicherungsgesellschaften gebaut. In Zukunft will Munich Re es auch anderen Firmen anbieten, die darüber Softwaremodule verteilen und zugänglich machen können. Zum Preis will Jeworrek nichts sagen, man habe Stillschweigen vereinbart. Munich Re dürfte jedoch kaum mehr als zehn Millionen Euro gezahlt haben. Ähnliche Plattformen gibt es bereits, gesteht Jeworrek ein. "Aber keine von ihnen ist speziell auf die Anforderungen von Versicherungsunternehmen zugeschnitten."

Der Schritt ist dennoch von großer Bedeutung. Denn die Versicherungsbranche ist spät dran mit der Digitalisierung ihrer Prozesse. Über Plattformen wie Apinity können Unternehmen Entwicklungen nun kostengünstig teilen. Auch kritische Prozesse wie das Vertragsmanagement oder das Verwalten von Abonnements werden so leichter. Auf die Frage, ob Jeworrek Sorge habe, dass andere Versicherer wenig Neigung haben dürften, ihre Daten über das System eines Rivalen zu verteilen, antwortet er: "Unsere Kunden teilen schon immer Daten mit uns und vertrauen uns dabei." Außerdem: "Die Plattform übernimmt nicht die Datenhoheit, sondern stellt nur die Datenmodule zur Verfügung." Er glaubt, Munich Re sei "als Rückversicherer vielleicht in einer besseren Position als andere, ein solches System zu betreiben." Das Unternehmen ist nicht nur als Rückversicherer aktiv, sondern mit der Ergo Group auch im Erstversicherungsmarkt.

Das Münchener Softwareunternehmen Apinity hat 25 Mitarbeiter. Die Allianz hatte es Ende 2019 als Teil ihrer Tochter Syncier entwickelt. Damit wollte sie anderen Gesellschaften ihre Software, das Allianz Betriebssystem, anbieten. Doch Syncier scheiterte trotz dreistelliger Millioneninvestitionen. Nur wenige Versicherer wollten sich darauf einlassen, die Software des Marktführers zu nutzen. Jetzt wird Syncier abgewickelt.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusExklusivEnergiekrise
:Die ersten Ideen für die Gaspreisbremse

Erstmals stellen die Vorsitzenden der Regierungskommission ihre Pläne vor: Sie wollen die Kosten für Bürger und Firmen deutlich senken und zugleich zum Energiesparen anhalten.

Lesen Sie mehr zum Thema