Anzeigenkampagne gegen die Deutsche Post:Zumwinkel: "Stornierung ist keine Strafaktion"

Nach einer Anzeigenkampagne in mehreren Zeitungen, die sich gegen einen Mindestlohn für Briefzusteller richtet, hat die Deutsche Post im großen Stil Anzeigen bei den entsprechenden Blättern storniert - eine ganz "normale Überprüfung" am Jahresende sei der Grund, sagt die Post.

Die Deutsche Post betreitet, dass sie Werbeanzeigen in Springer-Blättern wegen einer unliebsamen Anzeigenkampagne stornieren will. Es handele sich bei der Stornierung nicht um eine "Strafaktion", sagte Deutsche-Post-Chef Klaus Zumwinkel vor Journalisten in Moskau.

Anzeigenkampagne gegen die Deutsche Post: Deutsche-Post-Chef Klaus Zumwinkel sieht die Kampagne gegen ihn angeblich gelassen.

Deutsche-Post-Chef Klaus Zumwinkel sieht die Kampagne gegen ihn angeblich gelassen.

(Foto: Foto: AP)

Im Streit um die Einführung eines Branchen-Mindestlohns hatte es eine Anzeigenkampagne von Springer sowie anderen Verlagshäusern gegen die Post gegeben.

Der Springer-Konzern ist maßgeblich an der Briefzustellfirma Pin Group beteiligt, einem Konkurrenten der Deutschen Post. In den Anzeigen wurden unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel, Arbeitsminister Franz Müntefering und Post-Chef Klaus Zumwinkel scharf angegriffen.

Ihnen wurde in den Anzeigen vorgeworfen, durch einen Mindestlohn für Briefträger Zehntausende Arbeitsplätze bei Post-Konkurrenten zu vernichten.

Storniert wurden von der Deutschen Post Anzeigen im Wert von 800.000 Euro, das entspricht mehr als der Hälfte des gesamten jährlichen Werbeetats des Unternehmens.

Der Vorstand sei in die Entscheidung, die Anzeigen zu stornieren, nicht involviert gewesen, sagte Zumwinkel, die Entscheidung habe der Werbeleiter der Post getroffen.

Laut einem Konzernsprecher hat das Unternehmen noch nicht endgültig entschieden, ob es seine Anzeigen in allen Blättern des Axel-Springer-Verlags dauerhaft storniert. "Wie wir weitermachen, wird in den kommenden Wochen entschieden", sagte er. Die Stimmung im Haus sei aber nicht so, dass eine Rücknahme der Entscheidung zu erwarten sei.

Dies kann möglicherweise bedeuten, dass die Post auch im kommenden Jahr keine Anzeigen in Springer-Blättern schaltet.

Bei den Anzeigen gehe es vor allem um Werbung der Postbank, aber auch von Konzerntöchtern wie DHL, sagte der Postsprecher.

Eine endgültige Entscheidung des Vorstands sei aber noch nicht gefallen, betonte er. Dabei gebe es aber auch keinen Zeitdruck: "Es gibt keinen Grund, sich für das Haus Springer zu beeilen." Es handele sich um eine "normale Überprüfung" der Werbekampagnen am Jahresende und keine Strafaktion gegen Springer.

Zumwinkel betonte bei dem Russland-Besuch, er sehe die Kampagne "gelassen". Diese stachele die Post "noch mehr an", es der Konkurrenz im Wettbewerb am Briefmarkt zu zeigen.

Gleichzeitig prüfe die Rechtsabteilung des Konzerns aber auch Möglichkeiten für Reaktionen auf die persönlichen Angriffe.

Die Post liefert auch Zeitungen für Springer aus. Dabei handele es sich um Geschäfte mit einem Volumen von rund 40 Millionen Euro, sagte ein Post-Sprecher.

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