Anstehender Verkauf von Werken:Airbus erteilt Bundesregierung Abfuhr

Wenn Airbus schon drei seiner deutschen Werke verkaufen muss, dann doch bitte schön an deutsche Firmen, so der Appell der Bundesregierung. Doch der Konzern denkt gar nicht daran - er sucht weltweit nach Käufern.

Michael Kläsgen

Diesem Wunsch kann Fabrice Brégier nur wenig abgewinnen: Der deutsche Luftfahrt-Koordinator Peter Hintze (CDU) hatte auf der Luftfahrtschau in Paris-Le Bourget für nationale Lösungen beim geplanten Verkauf oder Teilverkauf der deutschen Airbus-Werke plädiert, um die heimische Zulieferindustrie zu stärken.

Betroffen sind die Standorte in Varel, Nordenham und Laupheim. Der Franzose Brégier, Chief Operating Officer bei Airbus, lehnte diese Forderungen gegenüber SZ Primetime ab. Eine Einschränkung des Bieterkreises könne zu niedrigeren Preisen führen. Die EADS-Tochter suche daher international nach neuen Eignern für die Werke.

Die Verhandlungen würden als erstes für die Fabrik in Nordenham abgeschlossen, erklärte der Manager. Auch Hintze rechnet bald mit einer Einigung für die deutschen Standorte.

Käufer für sechs Werke gesucht

Die Anzahl möglicher Investoren habe sich verringert, sagte er. Insgesamt sucht der europäische Flugzeugbauer für sechs Fertigungsstätten Käufer. Im Juli sollen die Partner genannt werden.

Louis Gallois, der Vorstandsvorsitzende von Airbus, sagte, der Umbau bei der Firma laufe nach Plan. "Die für dieses Jahr angepeilten Einsparungen in Höhe von 300 Millionen Euro werden wir schaffen", berichtete er auf der Luftfahrtmesse.

Das Power8 genannte Sparprogramm sieht Kostensenkungen von 2,1 Milliarden Euro jährlich von 2010 an vor. Die Neuorganisation des Konzerns soll bis Ende September stehen.

Mitten im Umbau

"Airbus ist wieder da", sagte Gallois. Das Unternehmen sei mitten im Umbau. Die jüngsten Großaufträge seien ein weiterer Beleg für das Vertrauen der Fluggesellschaften in die Produkte von Airbus.

In diesem Jahr rechnet der Konzern mit mindestens 600 Festbestellungen. Mehr als 200 Orders sollen auf das neue Langstreckenflugzeug A350 entfallen, das 2013 auf den Markt kommt. Auch beim Großraumflugzeug A380 werde das Ziel von 20 Neubestellungen bis zum Jahresende überschritten, sagte Marketing-Vorstand John Leahy.

Für sein alterndes Erfolgsmodell A320 plant das Unternehmen keinen Nachfolger. "Zunächst einmal sollten wir den riesigen Auftragsbestand abarbeiten, den wir haben", sagte Airbus-Chef Gallois.

"Zwei 'exzellente' Flugzeuge im Angebot"

Airbus und sein amerikanischer Konkurrent Boeing hätten mit dem A320 und der 737 zwei "exzellente" Flugzeuge im Angebot, sagte er. Eine Weiterentwicklung sei technisch enorm aufwendig, da sie den erfolgreichen Vorgänger noch übertreffen müsse.

"Die Airlines sagen, wenn ihr den A320 ersetzen wollt, müsst ihr uns schon ein Flugzeug geben, das 15 Prozent effizienter ist", erklärte der Franzose.

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