Annegret Kramp-Karrenbauer:Plötzlich ganz oben

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Wie sich Angela Merkels Wunschkandidatin geschickt gegen zwei Männer durchsetzte, die ihre Gegnerin wohl unterschätzt hatten. Und welche Herausforderungen nun auf die neue CDU-Vorsitzende warten.

Von Nico Fried

(Foto: Rainer Jensen/dpa)

Die Neue stand kurz vor dem Jahresende fest: Annegret Kramp-Karrenbauer ist in der Geschichte der CDU nicht nur die Vorsitzende mit dem längsten Namen, sondern auch die mit dem knappsten Wahlsieg: 517 Stimmen für Kramp-Karrenbauer, 482 Stimmen für Friedrich Merz - so lautete das Ergebnis im entscheidenden zweiten Durchgang auf dem CDU-Parteitag in Hamburg. Die 56-jährige Saarländerin schreibt als Nachfolgerin Angela Merkels auch deshalb Geschichte, weil zum ersten Mal in einer deutschen Partei von Bedeutung der alleinige Parteivorsitz von einer Frau an die nächste übergeben wurde.

Kramp-Karrenbauer wird von Kritikern gelegentlich als Kopie Merkels geschmäht, während Merz in den Augen mancher Fans die Rückkehr zu einer traditionellen CDU verkörpert hätte. Dabei wird gerne übersehen, dass Kramp-Karrenbauer bereits 1981 in die CDU eingetreten ist, sich in der Jungen Union und in der Frauen-Union engagierte und mehr christdemokratischen Stallgeruch verströmt, als ihn die Quereinsteigerin Angela Merkel aufgrund ihrer ostdeutschen Herkunft je mitbringen konnte.

Anders als Merz, der zwei Jahre lang Unionsfraktionschef im Bundestag war, sich bis heute ein Ministeramt zutraut, aber noch nie eins hatte, regierte AKK, wie sie aus Platz- und Zeitgründen gerne genannt wird, 18 Jahre lang das Saarland: erst als Ministerin, unter anderem als erste Frau in einem Innenressort, von 2011 an als Ministerpräsidentin. Anfang 2018 wechselte sie als CDU-Generalsekretärin nach Berlin.

Von Merkels Ankündigung, auf den Parteivorsitz zu verzichten, wurde AKK am 29. Oktober angeblich genauso überrascht wie der Rest der Partei. Mit Merz und Gesundheitsminister Jens Spahn lieferte sie sich binnen weniger Wochen einen parteiinternen Wahlkampf, der die Mitglieder der CDU mobilisierte. AKK muss nun der Partei den Schwung erhalten und die Unterlegenen einbinden. Dazu wird auch gehören, manchen Verlierer daran zu hindern, eine Niederlage nachträglich in einen gefühlten Sieg umzudeuten.

© SZ vom 31.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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