Ann Cairns im Interview:"Ich wollte nie eine Frau sein, die nur abwartet"

Technology - The 2016 Mobile World Congress

Ann Cairns ist Chefin von Mastercard und eine der mächtigsten Frauen der Finanzwelt.

(Foto: Corbis News/Getty Images)

Ann Cairns musste im Verlauf ihrer Karriere gegen Vorurteile kämpfen und öfter mal die Branche wechseln. Heute ist sie eine der mächtigsten Frauen der Finanzwelt.

Von Andrea Rexer

Um den Brei herumreden? Nichts da. Wer mit Ann Cairns ein Gespräch führt, der bekommt klare Antworten. Und jede Menge zu lachen. Humorvoll und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen beschreibt die Britin, wie sie es in den unterschiedlichsten Unternehmen ganz nach oben geschafft hat. Schon als junge Ingenieurin punktete sie mit ihrer Offenheit: "Alle sagten zu mir, du bist eine Frau, Offshore ist für Männer. Da habe ich im Telefonbuch die Nummer des Chefs rausgesucht und einfach angerufen. Ich sagte: Sie kennen mich zwar nicht, aber ich würde gern Offshore arbeiten." Damit ging sie in die Geschichtsbücher ein als die erste Britin, die auf den Gasplattformen auf hoher See gearbeitet hat.

Wenn sie dann beschreibt, wie es sie in die vermeintlich langweilige Finanzbranche verschlagen hat, merkt man, dass sie eine sehr strategische Denkerin ist. "BP wurde privatisiert, und dann haben Finanzmanager übernommen. Da habe ich mir gedacht: Wenn du aufsteigen willst, dann musst du offensichtlich etwas von Finanzen verstehen."

Hat sie sich also einen genauen Karriereplan gemacht? Nein, sagt sie. Aber: "Ich wusste immer, dass ich das Potenzial hatte, Führungsjobs zu übernehmen. Das soll nicht arrogant klingen, ich wusste natürlich nicht, dass ich es wirklich in die Vorstandsetage schaffen würde. Aber ich hatte Vertrauen in mich."

Bargeld benachteiligt die Armen, sagt Cairns

Was rät sie anderen Frauen, die es ihr nachtun wollen? Es ist ein Thema, bei dem sie vehement wird: "Ich wollte nie eine passive Frau sein, die nur abwartet, dass bestimmte Dinge passieren", sagt sie. Und wird noch deutlicher: "Bringe dich selbst ins Spiel, wenn du einen Job haben willst."

Sie selbst hat das mehrfach getan, hat auch mehrfach das Unternehmen, ja, sogar die Branche gewechselt. Heute ist Cairns die mächtigste Frau im Vorstand des Kreditkartenanbieters Mastercard, sie ist für mehr als 60 Prozent des Umsatzes verantwortlich. Für sie ist mit dieser Aufgabe ein gesellschaftliches Thema eng verknüpft: Finanzielle Inklusion, also der Versuch allen Menschen Zugang zum Finanzsystem zu verschaffen. Ist das nicht nur eine Art, das Geschäft auszubauen? "Ja, natürlich ist es das. Und daran ist nichts falsch. Im Gegenteil, es ist überzeugender, wenn die Geschäftsziele mit dem sozialen Engagement übereinstimmen. Sonst läuft man Gefahr, dass die Mittel gekürzt werden, sobald das Geschäft schlechter läuft." Warum sie glaubt, dass dieses gesellschaftliche Ziel am besten mit digitalen Bezahlmitteln umgesetzt werden kann und warum sie sogar glaubt, dass Bargeld die Armen benachteiligt, erklärt sie im Interview.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: