Anleihen und Rohstoffe:Erholung am Anleihemarkt

Die Investoren wagen sich zurück an den Staatsanleihen­markt, das drückt die Renditen im Gegenzug nach unten. Derweil steigt der Preis für europäisches Erdgas weiter an.

Nach dem jüngsten Ausverkauf am Anleihenmarkt haben die Investoren am Freitag wieder zu Staatspapieren gegriffen. Im Gegenzug gaben die Renditen deutlich nach. So rentierte die wichtige zehnjährige Bundesanleihe bei 1,696 Prozent, am Vortag waren es zeitweise noch 1,921 Prozent. Noch gefragter waren ihre italienischen Pendants, so dass der viel beachtete Renditeabstand (Spread) zwischen diesen Papieren auf den niedrigsten Stand seit knapp zwei Wochen fiel. Erleichtert reagierten Börsianer auf Aussagen der Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, zur geplanten Begrenzung der Spreads. Ein neues Anti-Krisen-Instrument soll zum Einsatz kommen, wenn die Kreditkosten für schwächere Euro-Länder zu stark oder zu schnell steigen. Offen blieb aber, ab welchem Renditeabstand dieses Werkzeug eingesetzt werden solle.

Die erneute Drosselung der Gaslieferungen aus Russland trieb die Preise für europäisches Erdgas weiter in die Höhe. Die entsprechende Notierung stieg um etwa zwölf Prozent auf 134,75 Euro je Megawattstunde. Laut Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets scheint das Szenario eines Lieferstopps von russischem Gas wahrscheinlicher zu werden. Dies könnte eine sofortige Rezession in Deutschland auslösen.

Einen kräftigen Preisrutsch gab es beim Öl. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete mit 113,60 Dollar 5,5 Prozent weniger als am Vortag, während der Preis für die US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) um 6,5 Prozent auf 109,90 Dollar fiel. Die Erdölpreise sind in den vergangenen Tagen durch die schlechte Stimmung an den Aktienbörsen belastet worden. Dort löst der Inflationskampf vieler Zentralbanken zunehmend Rezessionsängste aus. Eine wirtschaftliche Talfahrt würde sich auch in einem abnehmenden Rohölverbrauch bemerkbar machen. Entsprechend empfindlich reagieren die Teilnehmer am Ölmarkt auf die vielerorts steigenden Leitzinsen.

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