Anleihen-ETF:Reizvoller Bond

Seit Herbst 2018 sind Anleihen-ETF besonders beliebt. Institutionelle Investoren federn mit den börsengehandelten Fonds ihr Risiko im Portfolio ab. Und auch immer mehr Privatanleger tummeln sich auf dem Rentenmarkt. Sie suchen mehr Rendite.

Von Norbert Hofmann

Immer mehr Anleger investieren in ETF auf Schuldverschreibungen von Staaten und Unternehmen. Im ersten Quartal 2019 waren Anleihen besonders gefragt. Laut Blackrock zog das Segment mit 62,2 Milliarden US-Dollar weltweit so viele Nettoflüsse an wie noch nie zuvor in einem Drei-Monats-Zeitraum. Ähnlich lief es in Europa. Laut Erhebungen von Amundi zog das Segment hier mehr als zwei Drittel der ETF-Zuflüsse an. Das zunehmende Interesse der Anleger zeichnete sich schon zuvor ab. "Ende 2018, als die Schwankungsanfälligkeit an den Kapitalmärkten ihren Höhepunkt erreichte, hat sich die Nachfrage nach Aktien-ETF abgeschwächt", sagt Hermann Pfeifer, der bei Amundi die Abteilung "ETF, Indexing & Smart Beta" in Deutschland, Österreich und Osteuropa leitet. Gleichzeitig sei das Interesse an Bond-ETF gestiegen.

Institutionelle Investoren federn mit Anleihen das Risiko ihrer Portfolios ab. Durch einen Mix aus internationalen Schuldverschreibungen kann die Anlageklasse Renditen deutlich über dem Nullpunkt und gleichzeitig eine Risikoabsicherung bieten. "Der Rentenmarkt eignet sich als Stabilisator und Instrument für die Diversifikation in jedem Portfolio", sagt Konrad Kleinfeld, Experte für Anleihen-ETF bei Blackrock.

Börsengehandelte Fonds (ETF) bieten dabei einen guten Marktzugang. Viele Anleihen notieren in großen Stückelungen und sind nur für Investments ab 100 000 Euro offen. ETF-Anleger dagegen können schon ab 25 Euro in ein breit diversifiziertes Anleihespektrum investieren und dies auch regelmäßig über Sparpläne tun. Im Index Bloomberg Barclays Global Aggregate etwa findet sich ein Universum von 22 000 Einzeltiteln von Staatsanleihen bis zu Pfandbriefen, in denen sich das Ausfallrisiko einer einzelnen Anleihe kaum bemerkbar macht. "Die deutschen Privatanleger öffnen sich zudem zunehmend für ETF auf internationale Rentenmärkte und für Hochzinsanleihen von Unternehmen mit schwächerer Bonität, die höhere Renditechancen bieten", sagt Experte Kleinfeld. Auch Investoren, die Wert auf eine laufende Ausschüttung legen, finden dafür die geeignete ETF-Variante. Immerhin bieten Länder wie Spanien und Italien, aber auch Schwellenländer und Firmen eine höhere laufende Verzinsung auf ihre Anleihen als der Bund. Zwar gilt vielen Investoren heute die Dividende von Aktien als neuer Zins. Doch der Vergleich hinkt. Denn die Ausschüttung einer Dividende liegt stets im Ermessen der Aktiengesellschaften. "Die Gläubiger von Schuldverschreibungen dagegen haben Anspruch auf den vereinbarten Zins, so dass Anleger auch diesbezüglich für mehr Planungssicherheit im Portfolio sorgen können", sagt Kleinfeld. Er verweist zudem auf das zunehmende Angebot von ETF, die in Indizes für inflationsindizierte Anleihen investieren. Diese Wertpapiere passen den Zinskupon und Nennwert automatisch an die Preissteigerungsrate an und sichern so die Kaufkraft des angelegten Geldes.

Börsengehandelte Fonds bieten auch Sicherheit, weil sie als Sondervermögen im Insolvenzfall des ETF-Anbieters geschützt sind. Hinzu kommen relativ niedrige Gebühren im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds und ein nicht zu unterschätzender Komfort. "Wenn einzelne Schuldverschreibungen auslaufen, werden die Indizes automatisch angepasst, so dass die Anleger kontinuierlich investiert bleiben", sagt Claus Hecher, Leiter für den Vertrieb von ETF im deutschsprachigen Raum bei BNP Paribas Asset Management.

"Aktuell suchen Anleger vor allem nach Bond-ETF, die zusätzliche Renditequellen bieten", sagt Amundi-Experte Pfeifer. Auch spezielle ETF zum Schutz gegen mögliche Zinserhöhungen seien gefragt. Denn wenn die Zinsen steigen, fallen die Kurse von Anleihen. Noch spricht nicht zuletzt die angespannte Lage der Weltkonjunktur dafür, dass die Zinsen eher niedrig bleiben.

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