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Anleihen, Devisen, Rohstoffe:Streit um Italien-Haushalt belastet den Euro

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Die Gemeinschaftswährung verliert einen halben US-Cent an Wert und rutscht unter die Marke von 1,17 Dollar. Auch die italienischen Staatsanleihen werden verschmäht. Die Ölpreise setzen nach kurzer Unterbrechung ihre Rally fort.

Wenige Stunden vor der geplanten Vorstellung des italienischen Haushaltsplans hat sich am Devisenmarkt unter den Euro-Anlegern Nervosität breitgemacht. Die Gemeinschaftswährung rutschte bis auf 1,1643 Dollar ab. Am Vorabend hatte ein Euro noch 1,1738 Dollar gekostet. Die Tageszeitung La Stampa berichtete, der parteilose Wirtschaftsminister Giovanni Tria sei wegen des Streits über den Haushaltsentwurf bereit, seinen Rücktritt einzureichen. Eine Sprecherin Trias dementierte dies. Außerdem wurde die für 18 Uhr geplante Kabinettssitzung, in der die Entscheidung über den Haushalt fallen soll, auf 20 Uhr verschoben. Gerüchten zufolge gibt es neue Schwierigkeiten, sich über die Höhe des Defizits zu einigen, sagte ING-Stratege Martin van Vliet.

Zusätzlicher Druck auf den Euro kam von einer breitangelegten Dollar-Stärke, nach überraschend starken US-Konjunkturdaten. So sammelten US-Unternehmen im August deutlich mehr neue Aufträge ein und die Wirtschaft der USA war im zweiten Quartal so stark gewachsen wie seit fast vier Jahren nicht mehr.

Am Anleihenmarkt hinterließ die Unruhe ebenfalls Spuren. Die Kurse zehnjähriger italienischer Anleihen fielen, die Rendite stieg auf 2,99 Prozent nach 2,84 Prozent zuvor. Zuletzt hatten Hoffnungen auf einen EU-konformen Haushalt die Staatsanleihen des Landes gestützt. Wirtschaftsminister Tria hatte angekündigt, Italien werde an die Märkte ein Signal der Nachhaltigkeit senden. Börsianer rechneten damit, dass die Neuverschuldung 2019 etwa zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts beträgt. Insider erklärten am Mittwochabend aber, die Regierungsparteien wollten ein Haushaltsdefizit von 2,4 Prozent.

Nach einem kurzen Absacker am Vortag zogen die Ölpreise wieder an. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostete zeitweise mit 82,44 Dollar 1,4 Prozent mehr. Händler verwiesen auf Aussagen von US-Energieminister Perry, wonach die Nutzung nationaler Öl-Notreserven nicht geeignet sei, eine mögliche Knappheit infolge der Iran-Sanktionen abzufedern.

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SZ vom 28.09.2018 / cikr, Reuters, dpa
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