Anlage bei Privatbanken:Tradition verpflichtet bei der Geldanlage

Privatbanken legen konservativ an und setzen damit Trends in der Finanzkrise

Die Berenberg Bank in Hamburg gibt es seit dem Jahr 1590. Damit ist sie das zweitälteste Geldinstitut der Welt.

(Foto: Berenberg)

Kriselt es auf dem Finanzmarkt, profitieren konservative Privatbanken. Hohe Renditen sind dort ausgeschlossen. Riskanten Turbo- und Hebelprodukte sind für sie Fremdworte. Doch die Krise könnte ihnen gefährlich werden.

Von Günter Heismann, Frankfurt

In der Eingangshalle hängen Ölgemälde der Gründer. An einem historischen Bankschalter aus Holz können die Kunden Geld abheben. In einer Ecke steht ein Modell der "Wappen von Hamburg", die 1669 vom Stapel lief. Die Berenberg Bank aus der Hansestadt führt jedem Besucher anschaulich vor Augen, welch lange Geschichte sie vorzuweisen hat. Gegründet wurde das Institut 1590 von den niederländischen Tuchhändlern Hans und Paul Berenberg. Sie ist damit eine der traditionsreichsten Banken der Welt, noch älter ist die Monte dei Paschi di Siena aus Italien.

Das Geschichtsbewusstsein zahlt sich offenbar aus. Nach Ausbruch der Finanzkrise haben viele Bankkunden die konservative Geschäftsphilosophie schätzen gelernt, der sich alteingesessene Bankhäuser verpflichtet fühlen. Statt zu einer Großbank tragen viele Hanseaten ihr Geld heute lieber zu Berenberg. Seit Ende 2007 haben die Vermögen, die die Bank im Auftrag der Kunden verwaltet, um 45 Prozent auf 26 Milliarden Euro zugenommen. "Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 763 auf 1116", berichtet ein Sprecher der Bank. Währenddessen haben viele Großbanken Zehntausende von Stellen gestrichen.

Inhaber haften persönlich

Wer seit mehr als 400 Jahren im Geschäft ist, weiß offenbar, wie man mit Geld umgeht. Andernfalls hätte die Bank längst das Schicksal von Lehman & Co. ereilt. Tradition ist nicht nur bei Berenberg Basis des Geschäftsmodells. "Unsere ältesten noch bestehenden Kundenbeziehungen reichen in die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurück", sagt Joachim Olearius, Partner beim Hamburger Bankhaus M. M. Warburg. "Die Finanzkrise hat vielen vor Augen geführt, wie wichtig eine Geschäftsbeziehung zu einer Bank ist, die sich als Partner ihres Kunden begreift und keine kurzfristige Gewinnmaximierung anpeilt."

Privatbanken heißen im Fachjargon Institute wie Berenberg und Warburg. Sie zeichnen sich im Wesentlichen durch zwei Eigenschaften aus: Zum einen haftet mindestens ein Inhaber der Bank persönlich. Bei Berenberg stehen Bank-Chef Hans-Walter Peters und zwei weitere Gesellschafter mit ihrem gesamten privaten Vermögen gerade, falls die Bank jemals Pleite gehen sollte.

Eigentümer in der Regel Privatpersonen

Und das gilt auch noch fünf Jahre, nachdem sie aus der Bank ausgeschieden sind. Bei den Großbanken hingegen kassieren Vorstände und Abteilungsleiter oft noch Boni, wenn das Geldhaus gar keine Gewinne macht, sondern Verluste.

Überdies achten Privatbanken darauf, dass sie unabhängig von Großbanken und anderen Finanzinstituten bleiben. Eigentümer sind in der Regel ausschließlich Privatpersonen. "Unsere Unabhängigkeit gewinnt in den Augen der Kunden zunehmend an Bedeutung", sagt Emmerich Müller, Partner bei der Metzler Bank in Frankfurt. Das Institut ist seit zwölf Generationen im Besitz der namengebenden Familie. Neben Berenberg, Metzler und Warburg gibt es hierzulande noch zwei Privatbanken mit überregionaler Bedeutung - das Bankhaus Lampe aus Bielefeld und Hauck & Aufhäuser mit Sitz in Frankfurt und München.

Alter schützt nicht vor Torheit

Alter schützt freilich nicht vor Torheit. Ausgerechnet die größte deutsche Privatbank, Sal. Oppenheim aus Köln, machte jüngst Schlagzeilen mit Skandalen, mit denen sich jetzt die Gerichte befassen. Das Bankhaus wurde von der Deutschen Bank übernommen und büßte damit nach mehr als 200 Jahren seine Unabhängigkeit ein.

"Die Ereignisse um das Bankhaus Sal. Oppenheim haben keine unmittelbaren Folgen für uns", sagt Metzler-Partner Müller. "Wir können unseren Kunden überzeugend darlegen, dass unser Geschäftsmodell ein völlig anderes ist." Privatbanken wie Berenberg, Metzler und Warburg verzichten bewusst auf Geschäfte, die allzu große Risiken mit sich bringen. Sie verstehen sich als Dienstleister, die ihren Kunden mit Rat und Tat unterstützen, nicht als Financiers, die ein großes Rad drehen wollen. Im Kreditgeschäft sind sie meist gar nicht oder lediglich zurückhaltend aktiv.

Vermögensverwaltung für wohlhabende Privatleute

Bei Metzler ist die vorsichtige Geschäftspolitik beispielhaft im Kerngeschäft "Private Banking" zu sehen, also der Vermögensverwaltung für wohlhabende Privatleute. Die Metzler-Experten legen das Geld der Kunden ausschließlich in Aktien, Anleihen und Bargeld an. Die riskanten Turbo- und Hebelprodukte, die hohe Gewinne versprechen, aber ebenso große Verluste bescheren können, sind für sie Fremdworte. "Wir investieren grundsätzlich nicht in strukturierte Wertpapiere, Zertifikate, Hedgefonds, Private Equity oder geschlossene Immobilienfonds", sagt Müller. Wer zu Metzler geht, soll nachts ruhig schlafen können.

Obendrein betreiben die Privatbanken in der Regel keinen Eigenhandel, also den Kauf und Verkauf von Aktien auf eigene Rechnung. "Auf diese Weise vermeiden wir von vornherein mögliche Interessenskonflikte mit der Vermögensverwaltung", sagt Müller von der Metzler Bank. Das soll bei Großbanken ganz anders sein. Dort, so hört man, könne es zuweilen durchaus vorkommen, dass die Vermögensverwalter in den Kundendepots genau die Wertpapiere abladen, mit denen sich zuvor die Aktienhändler der Bank richtig verspekuliert haben.

Vermeidung unnötiger Risiken

Die Wahrung der tradierten Geschäftsprinzipien, die Vermeidung unnötiger Risiken, die Orientierung an den Interessen der Kunden - das allein garantiert freilich nicht den künftigen Erfolg eines Geldinstituts. Zahlreiche Privatbanken mussten in den vergangenen Jahren aufgeben. Allein Warburg hat bereits vier kleinere Konkurrenten übernommen.

Die anhaltende Finanzkrise könnte auch andere Privatbanken in Turbulenzen bringen. Dem Frankfurter Bankier Emmerich Müller ist freilich nicht bange. "Das Bankhaus Metzler ist 339 Jahre alt. Solche schweren Krisen wie heute haben wir in unserer Geschichte schon öfter erlebt und überstanden", sagt er.

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