Anhebung der Ticketpreise:"Damit tut sich die Bahn keinen Gefallen"

Trotz niedriger Energiekosten wird Bahnfahren teurer. Der Fahrgastverband kritisiert die Preisanhebung. Sie bringe der Bahn kaum etwas, doch der Imageschaden sei groß.

Bahnfahren wird von Dezember an teurer - und das, obwohl die Energiekosten gesunken sind und die Inflationsrate bei null Prozent liegt. Zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember erhöht der Konzern die Preise um 1,8 Prozent im Nah- und Fernverkehr.

Anhebung der Ticketpreise: Bahnreisende müssen im kommenden Jahr für Zugfahrten mehr berappen.

Bahnreisende müssen im kommenden Jahr für Zugfahrten mehr berappen.

(Foto: Foto: dpa)

Begründet wird die Anhebung mit stark gestiegenen Personalkosten nach dem Tarifstreit der vergangenen Jahre. "Die Bahn hat hier eine Entscheidung mit Augenmaß getroffen", sagte der Vorstand für Personenverkehr, Ulrich Homburg. Die Bahn leidet vor allem im Frachtverkehr erheblich unter der Wirtschaftskrise. Der Personenverkehr war dagegen lange relativ stabil. Allerdings machen sich auch hier in den vergangenen Monaten steigende Arbeitslosenzahlen sowie die Kürzung von Firmen-Reisebudgets bemerkbar.

In den vergangenenen Jahren hatte die Bahn kräftiger zugeschlagen. Im Jahr 2008 hatte das Unternehmen die Bahnpreise um knapp vier Prozent erhöht, in den Jahren zuvor jeweils um knapp drei Prozent. Dies war jedes Mal mit drastisch gestiegenen Energiepreisen begründet worden, obwohl etwa die hohen Spritpreise auch Autofahrer zum Umsteigen auf die Bahn bewegten.

Kritik vom Fahrgastverband Pro Bahn

Kritik an der Preiserhöhung kam vom Fahrgastverband Pro Bahn, der die Maßnahme als unnötig bezeichnete. "Das sind Peanuts, die man hätte besser lassen sollen", sagte der Vorsitzende Karl-Peter Neumann.

"Damit tut sich die Bahn keinen Gefallen." Dass die Anhebung vergleichsweise gering ausfällt, gehe unter, befürchtet Neumann: "In der Bevölkerung kommt an: Es wird wieder teurer."

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisierte, die Bahn werde verglichen mit anderen Verkehrsmitteln immer weniger attraktiv. "Das in den vergangenen Jahren genutzte Argument der gestiegenen Energiepreise kann diesmal nicht als Vorwand herhalten", teilte der VCD-Bundesvorsitzende Michael Gehrmann mit. "Zu vermuten ist hingegen, dass die DB AG mit der Preiserhöhung die drastischen Einbrüche im Güterverkehr kompensieren will."

Die großen Leidtragenden der Preiserhöhung sind laut VCD Stammkunden mit Bahncard 50 oder Bahncard 100, die "wie Stiefkinder behandelt" würden, von neuen Angeboten in der Regel aber nicht profitieren könnten.

Bahncard 50 wird teurer

Deutlich stärker als die Ticketpreise der ersten und zweiten Klasse steigen die Preise für Reservierungen: Sie werden um 50 Cent pro Fahrt angehoben und betragen nun am Schalter 4,50 Euro und 2,50 Euro am Automaten und im Internet. Einen neuen Vorstoß für eine Schaltergebühr soll es dagegen nicht geben. Im vergangenen Jahr hatten die Bahn solche Pläne nach massivem öffentlichen Protest zurückziehen müssen.

Teurer wird auch die Bahncard 50, der Preis für eine Bahncard 25 bleibt dagegen unverändert. Sie gilt aber künftig auch für die Dauer-Spezial-Preise der Bahn, womit Fahrkarten besonders in reiseschwachen Zeiten günstiger zu haben sind. Außerdem werden diese Angebote auch auf kürzere Strecken unter 250 Kilometer ausgedehnt, wo sie 19 Euro pro Fahrt kosten sollen.

Im Nahverkehr steigen die Zeit- und Einzelkartenpreise zwar um 2,2 Prozent. Die Pauschalpreise für Ländertickets bleiben aber weitgehend stabil, so dass die Gesamterhöhung auch hier bei rund 1,8 Prozent liege.

Insgesamt erwartet sich die Bahn durch die höheren Preise Mehreinnahmen von rund 50 Millionen Euro, dabei der Großteil im Fernverkehr.

Das Unternehmen geht davon aus, dass man in der Sparte ebenso wie im Nahverkehr in diesem Jahr weiter einen Gewinn ausweisen wird. Allerdings würden sich die Belastungen aus den Problemen mit den ICE-Achsen unter anderem wegen verstärkter Kontrollen mit voraussichtlich rund 350 Millionen Euro auswirken. In den nächsten Jahren müssen alle Achsen bei ICE-3 und den Neigetechnikzügen ICE-T ausgetauscht werden.

Die Preiserhöhungen im Überblick, die neuen Einsparmöglichkeiten sowie Preisbeispiele für bestimmte Strecken sehen Sie auf der nächsten Seite.

Die neuen Fahrpreise der Bahn im Überblick

Die Bahn erhöht die Preise zum 13. Dezember um 1,8 Prozent. Auch Zeitkarten, die Bahncard sowie die Sitzplatzreservierung werden teurer - es gibt jedoch auch neue Sparmöglichkeiten. Die Änderungen im Überblick.

Erhöhungen

- Die Normalpreise steigen insgesamt um durchschnittlich 1,8 Prozent, im Regionalverkehr um durchschnittlich 2,2 Prozent.

- Auch Zeitkarten werden durchschnittlich um 1,8 Prozent teurer, im Regionalverkehr sind es 2,2 Prozent.

- Der maximale Normalpreis für ein Ticket im Fernverkehr (2. Klasse) beträgt 129 Euro, bislang waren es 127 Euro.

- Die Bahncard 50 kostet künftig 230 (bisher 225) Euro für die zweite und 460 (450) Euro für die erste Klasse. Die ermäßigte Bahncard 50 kostet künftig 118 (bisher 115) Euro in der zweiten und 236 statt 230 Euro in der ersten Klasse.

- Die Bahncard 100 kostet künftig 3800 statt 3650 Euro in der zweiten und 6400 statt 6150 Euro in der ersten Klasse.

- Teurer wird auch die Sitzplatzreservierung. Sie kostet künftig 50 Cent mehr. Eine Reservierung in der zweiten Klasse kostet künftig 2,50 Euro (vorher zwei Euro) im Internet oder am Automaten. Im Call Center oder am Schalter steigen die Kosten von vier Euro auf 4,50 Euro. Entsprechend steigen die Kosten für die Reservierung der ersten Klasse von drei auf 3,50 im Internet oder am Automaten und von fünf auf 5,50 Euro am Schalter oder per Callcenter.

- Gleich bleibt dagegen der Preis einer Bahncard 25. Sie kostet weiter 57 in der zweiten und 114 Euro in der ersten Klasse.

Neue Rabattmöglichkeiten

- Der Bahncard-25-Rabatt gilt künftig auch für die Dauer-Spezial-Angebote.

- Das Familien-Dauer-Spezial für 49 Euro wird eine ständige Einrichtung.

- Ebenso eine ständige Einrichtung wird das Dauer-Spezial-Angebot für Kurzstrecken ab 19 Euro.

- Umtausch und Erstattung von Dauer-Spezialtickets wird möglich, kostet jedoch 15 Euro.

Preisbeispiele (einfache Fahrt im ICE, 2. Klasse, Normalpreis)

- Frankfurt/Main - Mannheim jetzt 25,50, ab 13. Dezember 26 Euro

- Stuttgart - München jetzt 52, ab 13. Dezember 53 Euro

- Nürnberg - Berlin jetzt 89, ab 13. Dezember 90 Euro

- Frankfurt/Main - Berlin jetzt 111, ab 13. Dezember 113 Euro

- Dortmund - München jetzt 127, ab 13. Dezember 129 Euro

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