Angst vor Insolvenz:Hilferuf der Opel-Händler

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Schreckgespenst Insolvenz: Eine Pleite von Opel hätte dramatische Folgen, warnt der Händlerverband. 35.000 Jobs wären bei den Servicebetrieben gefährdet.

Michael Kuntz

Die Opel-Händler befürchten das Schlimmste und erhöhen deshalb den politischen Druck. "Es besteht die Gefahr, dass nach einer Plan-Insolvenz der Adam Opel GmbH die Handels- und Service-Organisation nicht mehr vorhanden ist und damit die Erneuerung des Herstellers vorläufig scheitert." So heißt es in einem Hilferuf des Händlerverbandes, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Die Opel-Händler selbst beschäftigen 35.000 Mitarbeiter. Laut ihrer Rechnung sind in Deutschland bei Hersteller, Vertriebs- und Service-Organisation sowie Zulieferern 100.000 Menschen vom Hersteller Opel abhängig.

Die Opel-Händler befürchten, dass eine Insolvenz des Autoherstellers 35.000 Jobs in den Servicebetrieben gefährden würde. (Foto: Foto: ddp)

Eine sogenannte Plan-Insolvenz von Opel würden die meisten der überwiegend mittelständischen Händler nicht überleben, schreiben die Händler an den CDU-Mittelstandsexperten Michael Fuchs. Die Opel-Händler und die autorisierten Werkstätten haben aus Verkaufshilfe-Aktionen und wegen Garantie-Arbeiten an Fahrzeugen "durchgehend erhebliche Forderungen" gegen die Adam Opel GmbH, heißt es. Ein Ausfall dieser Ansprüche im Rahmen einer Insolvenz hätte erhebliche Auswirkungen auf die Zahlungsfähigkeit der Handelsbetriebe.

Die Opel-Händler halten eine Insolvenz auch im Hinblick auf die deutsche GM-Tochter für nicht sinnvoll. Denn ein solches Vorgehen würde die Abhängigkeit von Lizenzen und Patenten des GM-Konzerns nicht aufheben, geben die Opel-Partner zu bedenken. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen geht es in den aktuellen Gesprächen bei GM um genau diesen Punkt, bei dem das Entwicklungszentrum von Opel in Rüsselsheim eine große Rolle spielt.

Die Diskussion um eine Insolvenz von Opel hatte sich an der zögerlichen Haltung von GM entzündet. Die Spitzen des amerikanischen Konzerns verhandeln sowohl mit dem kanadisch-österreichischen Autozulieferer Magna wie auch mit dem belgischen Ableger RHJ International des amerikanischen Finanzinvestors Ripplewood. Eine Entscheidung ist entgegen anderslautenden Ankündigungen deutscher Politiker nach Angaben von GM-Verhandlungsführer John Smith vorerst nicht in Sicht.

"Wir sind in ständigen Gesprächen"

"Ich habe eine klare Präferenz für Magna", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag dem Sender RTL: "Aber uns gehört Opel nicht." Auch sie sprach nicht davon, dass unmittelbar eine Entscheidung bevorsteht: "Wir sind in ständigen Gesprächen."

Unternehmenskreise schließen nicht aus, dass GM sich vielleicht erst nach der Bundestagswahl entscheiden wird - und zwar für Ripplewood, weil der Finanzinvestor möglicherweise keine deutsche Staatshilfe erhalten soll und aus Sicht von GM so der Weg frei wäre für eine Insolvenz nach US-Vorbild. Bei der könnte Opel entschuldet und unter Umständen von GM selbst weitergeführt werden. Ein Investor müsse in ein "lebendes Unternehmen" kommen, so die Händler.

Die Zukunft von Opel spielt für die Wahlentscheidung der Deutschen kaum eine Rolle. Lediglich 9,8 Prozent der stimmberechtigten Bundesbürger wollen den Umgang der Politik mit dem zum Verkauf stehenden Automobilhersteller bei der Bundestagswahl berücksichtigen. Laut einer Umfrage des Berliner Instituts Usuma ist das entscheidende Kriterium dabei die Höhe der Belastung für die Staatskasse. Bei der Frage nach dem bevorzugten Bieter sprachen sich 38,2 Prozent für Magna aus, 37,6 Prozent wollen RHJ International.

© SZ vom 12.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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