Angst um Jobs:Großstreik bei der Lufthansa

Auf Krawallkurs: Die Lufthansa-Piloten werden von Montag an streiken - aus Angst um ihre Jobs. Für die Fluggesellschaft könnte es der größte Streik ihrer Geschichte werden.

Zoff um Jobs und Geld: Die Piloten der Deutschen Lufthansa haben sich bei einer Urabstimmung der Vereinigung Cockpit mit großer Mehrheit für Arbeitskampfmaßnahmen ausgesprochen. Bei den Abstimmungen bei der Lufthansa Passage, der Frachttochter Lufthansa Cargo und Germanwings gab es eine Zustimmung zwischen 93 und 94 Prozent, wie die Gewerkschaft Pilotenvereinigung Cockpit (VC) in Frankfurt am Main mitteilte. Der Streik soll am kommenden Montag um null Uhr beginnen und vier Tage dauern.

Streik bei der Lufthansa, Foto: AP

Ausgefallene Lufthansa-Flüge: Bereits im vergangenen Jahr gab es einen Arbeitsausstand bei der Fluggesellschaft. Nun steht erneut ein großer Streik an.

(Foto: Foto: AP)

Für einen unbefristeten Streik mussten 70 Prozent der Stimmberechtigten votieren. Die Tarifkommission fühle sich mit dem Ergebnis von der Belegschaft gestärkt, hieß es.

Auslagerung in billigere Tochtergesellschaften

Kern der Auseinandersetzung ist der Wunsch der Gewerkschaft, die Auslagerung von Stellen in billigere Tochtergesellschaften zu stoppen, was der Konzern aber nicht ausschließen will. Für eine derartige Zusage wären die Piloten auch zu einer Nullrunde beim Gehalt bereit.

Rund 4500 Lufthansa-Piloten sind in der Gewerkschaft organisiert. Seit Wochen hatte sich VC zufolge eine breite Zustimmung für den Streik abgezeichnet. Die Piloten fordern mehr Mitbestimmung und eine Arbeitsplatzgarantie unter dem bestehenden Konzerntarifvertrag. Die Lufthansa ist dazu nicht bereit.

Die Fluggesellschaft rüstet sich nun für einen der größten Arbeitskämpfe ihrer Geschichte. "Wir müssen uns auf das Szenario Streik einstellen, und natürlich bereiten wir uns darauf vor, um die Auswirkungen für die Fluggäste so gering wie möglich zu halten", sagte eine Lufthansa-Sprecherin.

Ein Cockpit-Sprecher kündigte der Rheinischen Post zufolge bereits einen Arbeitskampf "in der Größenordnung der Pilotenstreiks von 2001" an. Damals ließen die Lufthansa-Piloten mehrere Tage lang ihre Flugzeuge stehen und verursachten so ein Chaos auf fast sämtlichen deutschen Flughäfen.

Die Lufthansa hat seit der Finanzkrise mit gesunkenen Passagierzahlen und einem Gewinnrückgang zu kämpfen, weil immer mehr Geschäftsreisende die lukrativen First- und Business-Klassen meiden und Economy fliegen.

Ein Pilotenstreik könnte nach Einschätzung der Landesbank Baden-Württemberg der Lufthansa täglich einen Verlust von zehn Millionen Euro oder mehr einbrocken. Analyst Per-Ola Hellgren hält gerade zum jetzigen Zeitpunkt, an dem die Branche vor einer Erholung steht, einen langwierigen Arbeitskampf für gefährlich. Sollte der Streik länger als drei oder vier Tage dauern, müsse der Konzern die ohnehin schon konservativen Prognosen weiter senken, warnte Hellgren, der sowohl das Kursziel von Lufthansa von 13 Euro als auch die Anlageempfehlung "buy" überprüfen will.

Im Video: Lufthansa-Piloten wollen streiken.

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