Süddeutsche Zeitung

Luanda Leaks:Angolas Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Isabel Dos Santos

  • Die angolanische Justiz hat Ermittlungen gegen die Unternehmerin Isabel dos Santos und mehrere Vertraute eingeleitet.
  • Dos Santos ist die Tochter eines früheren Präsidenten Angolas. Sie ist durch die "Luanda Leaks"-Enthüllungen in Bedrängnis.
  • Die Bank Eurobic, an der sie beteiligt ist, hat etwa die Geschäftskontakte zu ihr abgebrochen.

Von Nicolas Richter und Tobias Zick

Nach der Veröffentlichung zahlreicher Details über ihre dubiosen Geschäfte gerät die afrikanische Geschäftsfrau Isabel dos Santos unter Druck. Die portugiesische Bank Eurobic erklärte in dieser Woche, sie beende Geschäftsbeziehungen mit Firmen, die dos Santos nahestünden. Dies ist auch deswegen bemerkenswert, weil dos Santos selbst noch zu den größten Aktionären der Bank gehört. Unterdessen erklärte der angolanische Generalstaatsanwalt Hélder Pitta Grós, gegen dos Santos und mehrere ihrer Vertrauten zu ermitteln. Dabei geht es offenbar auch um Unregelmäßigkeiten in ihrer Zeit als Chefin des staatlichen angolanischen Ölkonzerns Sonangol in den Jahren 2016 und 2017.

Dos Santos, 46, ist die Tochter des früheren angolanischen Staatspräsidenten José Eduardo dos Santos, der sein Land fast vier Jahrzehnte lang regierte und 2017 abtrat. In seiner Zeit an der Staatsspitze häufte seine Tochter Isabel ein Vermögen an und gilt inzwischen als Milliardärin und reichste Frau Afrikas. Das Rechercheprojekt "Luanda Leaks" unter Federführung des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ), an dem auch Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR beteiligt sind, hat etliche Interessenkonflikte in der früheren angolanischen Präsidentenfamilie offengelegt. Isabel dos Santos bestreitet sämtliche Vorwürfe vehement und erklärt sich zum Opfer einer Kampagne durch die amtierende angolanische Regierung.

Die portugiesische Bank Eurobic ist eine von mehreren Banken, an denen dos Santos beteiligt ist. Die Bank erklärte, sie beende angesichts der Medienberichte die Geschäftsbeziehung mit Firmen, die von Isabel dos Santos kontrolliert würden, sowie mit Personen, die eng mit ihr verbunden seien. Die Bank kündigte eine Untersuchung an und teilte ferner mit, dass Isabel dos Santos ihren Anteil von 42,5 Prozent verkaufen werde. Die Entscheidung sei "endgültig", der Verkaufsprozess habe bereits begonnen. Die Maßnahmen zielten darauf ab, "das Vertrauen in das Institut zu sichern", erklärte der Vorstandschef der Bank, Teixeira dos Santos, der von 2005 bis 2011 Finanzminister Portugals war.

Die Luanda Leaks führen auch bei der Wirtschaftsberatungsgesellschaft PwC zu Konsequenzen, die in etliche Geschäfte von Isabel dos Santos eingebunden war. PwC-Chef Bob Moritz sagte diese Woche der Zeitung Guardian, er sei "schockiert und enttäuscht" angesichts der Enthüllungen, wonach PwC mehrere Firmen beraten habe, die dos Santos zugeordnet werden. Auch Moritz ordnete eine Untersuchung an. "Wir müssen schnell handeln, um Vertrauen zurückzugewinnen", erklärte der PwC-Chef. Erste Konsequenzen hat es offenbar schon gegeben. So berichtete die portugiesische Online-Zeitung Observador, ein PwC-Partner, der in Angola und Portugal für Steuerfragen zuständig war, habe seinen Job aufgegeben. Er ziehe die Konsequenzen aus den ernsten Vorwürfen und habe darum gebeten, ersetzt zu werden, zitierte ihn die Zeitung.

In Angola erklärte derweil der Generalstaatsanwalt Hélder Pitta Grós bei einer Pressekonferenz in Luanda, er ermittle unter anderem wegen Veruntreuung, Geldwäsche und Dokumentenfälschung gegen Isabel dos Santos, die etwa anderthalb Jahre lang den Staatskonzern Sonangol leitete, sowie gegen vier Vertraute, allesamt Portugiesen. Die Betroffenen würden persönlich benachrichtigt, erklärte der oberste Strafverfolger. Er forderte diese auf, sich zu stellen. Sonst werde er internationale Haftbefehle erwirken. Am Donnerstag bestätigte die portugiesische Polizei, dass einer der vier Beschuldigten, der bei Eurobic das Private Banking geleitet hatte, tot in seinem Haus gefunden wurde. Der Polizei zufolge gab es keinen Hinweis auf Fremdeinwirkung.

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SZ vom 24.01.2020/mxh
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