Angestellte im öffentlichen Dienst wollen wieder streiken:Nächste Runde Stillstand

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Deutschland droht eine neue Streikwelle: Auch die zweite Runde in den Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern im öffentlichen Dienst ist ergebnislos geendet. Verdi-Chef Bsirske droht mit einem großen Arbeitskampf - und zwar überall im Land.

Die Deutschen müssen sich auf neue Verkehrsbehinderungen wegen Warnstreiks einstellen. Mitglieder der Gewerkschaften im öffentlichen Dienst wollen wieder die Arbeit niederlegen. Das kündigte Verdi-Chef Frank Bsirske an, nachdem die Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern von Bund und Kommunen ergebnislos vertagt worden waren.

"Wir werden jetzt die Antwort aus den Betrieben geben müssen, um die Arbeitgeber dazu zu bewegen, ihre Position zu bedenken", sagte Bsirske. Ohne deutliche Zugeständnisse drohe ein großer Arbeitskampf im öffentlichen Dienst.

Wer wo streiken wird, ist noch nicht bekannt. Bsirske ließ aber durchblicken, dass er in die Breite gehen will: "Sie können davon ausgehen, dass alle Bundesländer von den Warnstreiks erfasst werden, und sie können auch davon ausgehen, dass die Intensität der Warnstreiks verstärkt wird."

Dagegen riefen die Arbeitgeber die Gewerkschaften zu Kompromissbereitschaft auf. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich bezeichnete das Verhalten der Gewerkschaften als unverständlich und überzogen. "Ich fordere die Gewerkschaften auf, die unverhältnismäßigen Warnstreiks zu unterlassen", sagte der CSU-Politiker und verwies darauf, dass Bund und Kommunen ein "verhandlungsfähiges" Angebot vorlegt hätten. "Ich finde es noch weniger angemessen, dass jetzt die Bevölkerung die Suppe auslöffeln soll und man wieder mit Warnstreiks droht", betonte der Minister.

Ziel bleibe, erklärte Friedrich weiter, in der dritten Runde zu einem Abschluss zu kommen. Er gehe davon aus, "dass wir am 28. März dann ohne Schlichtung zu einem konkreten Ergebnis kommen werden". Dazu sei es aber notwendig, dass sich die Arbeitnehmervertreter jetzt "deutlich bewegten".

Gewerkschaften nennen erstes Angebot inakzeptabel

Die Arbeitgeber hatten am Vortag erstmals ein konkretes Angebot vorgelegt. Sie boten an, die Löhne schrittweise zu erhöhen, insgesamt um 3,3 Prozent innerhalb der nächsten zwei Jahre. Die zwei Millionen Mitarbeiter im öffentlichen Dienst würden in einem ersten Schritt ab Mai 2,1 Prozent mehr Lohn erhalten, im März 2013 käme dann ein weiteres Plus von 1,2 Prozent hinzu. Zusätzlich boten Friedrich und der Präsident der kommunalen Arbeitgeber, Thomas Böhle, eine Einmalzahlung von 200 Euro an.

Die Gewerkschaften hatten dies allerdings als völlig inakzeptabel abgelehnt. Sie sind mit einer Forderung nach einem Gehaltsplus von 6,5 Prozent, mindestens aber 200 Euro zusätzlich pro Monat, in die Verhandlungen gegangen. Nach ihrer Rechnung entspricht das Angebot der Arbeitgeber für die nächsten zwei Jahre im Schnitt lediglich einer Anhebung von weniger als 1,8 Prozent.

Von einer ersten Welle von Warnstreiks war vergangene Woche vor allem der öffentliche Nahverkehr in den Städten betroffen. So kam es unter anderem zu Störungen während der Computermesse Cebit in Hannover.

Gewerkschaften und Arbeitgeber wollen ihre Gespräche in einer dritten Runde am 28. und 29. März fortsetzen.

© dpa/Reuters/dapd/bero/mkoh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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