Angeschlagener Flugzeugbauer:Airbus stoppt vorläufig Bau des A380-Superfrachters

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Die Arbeiten an der Frachtversion des neuen Großraumflugzeugs A380 liegen auf Eis - nachdem fast alle Kunden ihre Aufträge storniert haben.

Das Modell bleibe aber wichtiger Bestandteil der Airbus-Familie, sagte ein Sprecher des Mutterkonzerns EADS am Donnerstag in München. Der A380F werde weiter vertrieben und vermarktet, fügte eine Airbus-Sprecherin hinzu. "Wir passen nur den Zeitplan an. Wir bauen keine Flugzeuge, bevor die Kunden sie brauchen."

Die Frachtversion des A380 wird vorerst nicht mehr gebaut (Foto: Foto: AFP)

Durch die Entscheidung verschafft sich Airbus eine kleine Atempause. Die Entwicklungskosten des Flugzeuges werden von Experten auf einen niedrigen Milliardenbetrag geschätzt.

Wegen der Verzögerung der Passagiermaschine sieht sich Airbus bis 2010 bereits einem Ergebnisrückgang von 4,8 Milliarden Euro gegenüber. Die A380-Krise war Auslöser für das "Power 8"-Sanierungsprogramm, das Airbus-Chef Louis Gallois am Mittwoch vorgestellt hatte.

Neuer Auslieferungstermin nicht bekannt

Erst in der vergangenen Woche hatten sich Airbus und der letzte verbliebene Kunde für den Frachter, der US-Paketzusteller UPS, auf spätere Lieferzeiten geeinigt. Den neuen Auslieferungstermin nannte der US-Konzern nicht. Ursprünglich sollte UPS zehn Flugzeuge zwischen 2009 und 2012 erhalten.

Der Vertrag sieht vor, dass die Bestellung bis Ende des Jahres von beiden Seiten storniert werden kann. Die durch die Verschiebung frei werdenden Kapazitäten sollten für die Passagierversion genutzt werden, sagte der EADS-Sprecher.

Nur noch ein Abnehmer

Als erster Kunde hatte der UPS-Konkurrent Fedex die Bestellung von zehn A380-Frachtflugzeugen im November storniert. Die Leasingfirma ILFC und die Fluggesellschaft Emirates wandelten ihre Orders in Passagiermaschinen um, da sie diese früher erhalten können. Obwohl Airbus damit nur ein Kunde für die Frachtversion des A380 bleibt, hält der Flugzeugbauer an dem Programm grundsätzlich fest.

"Wir schätzen das Potential für Frachtflugzeuge dieser Größenordnung nach wie vor auf 400 Stück in den nächsten 20 Jahren", sagte der EADS-Sprecher. Für Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) ist die Unterbrechung bei den Arbeiten an der Frachtversion des Großraumflugzeugs A380 kein Problem. "Ich sehe das gelassen, absolut gelassen", sagte er am Donnerstag. Es werde neue Aufträge geben.

Mit dem Airbus A380-Frachter will der europäische Flugzeugbauer gegen den US-Konkurrenten Boeing antreten. Die geplante Version soll nach früheren Angaben des Herstellers maximal 157 Tonnen Ladung an Bord nehmen. Die Reichweite des Flugzeuges beträgt 10.400 Kilometer.

Frachtflugzeuge wie Airbus A380F und Boeing 777F kommen beim Transport von Lebensmitteln, Expresspost, Blumen, aber speziell auch von großen Industrieanlagen oder Elektronik zum Einsatz.

Europaweiter Aktionstag gegen Stellenabbau

An diesem Freitag werden aufgrund des vorgesehenen Sparprogramms des Flugzeugbauers außerordentliche Betriebsversammlungen an allen deutschen Airbus-Standorten stattfinden.

Die Gewerkschaften wollen zudem mit einem europaweiten Aktionstag in etwa zwei Wochen gegen den Stellenabbau im Airbus-Konzern protestieren, sagte die Bezirksleiterin der IG Metall Küste, Jutta Blankau.

"Wir lehnen die überzogenen Sanierungsmaßnahmen ab und werden mit den Beschäftigten das weitere Vorgehen besprechen. Der Kampf um die Zukunft von Airbus in Deutschland hat jetzt erst begonnen", sagte sie. Die Arbeitnehmer seien nicht bereit, die Beschlüsse des Sanierungskonzeptes "Power8" zu akzeptieren.

Danach sollen 3700 Stellen in Deutschland wegfallen. Für das Werk in Varel und Laupheim werden laut Airbus "alle Möglichkeiten" geprüft. Für Nordenham erwägt Airbus ,,industrielle Partnerschaften''.

Über die IG Metall drangen erste Details zum Stellenabbau heraus. So sollen in Bremen mehr als 900 Stellen bei insgesamt 3500 Beschäftigten wegfallen, hieß es. Auch der Standort Buxtehude ist demnach in Frage gestellt.

© SZ vom 2. März 2007 mit dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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