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Angeblich geringere Krebsgefahr:Philip Morris setzt auf Hybridzigaretten

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Die Kippe, die nicht verbrennt: Philip Morris will eine Mischung aus herkömmlicher Zigarette und E-Zigarette auf den Markt bringen. Die ist angeblich weniger gesundheitsschädlich.

  • Philip Morris setzt auf eine Mischung aus Zigarette und E-Zigarette. Das Produkt soll Tabak enthalten, der aber nicht verbrannt wird wie in herkömmlichen Zigaretten.
  • Das neue System soll noch in diesem Jahr in Italien und Japan auf den Markt kommen.
  • Der Konzern sieht das Jahr 2014 negativ, er hat vielerorts Probleme - von Australien bis Europa.

Philip Morris präsentiert Hybridzigarette IQOS

Elektrische Zigaretten revolutionieren derzeit den Markt für Raucher. Philip Morris International (PMI) plant schon die nächste Stufe, um die Tabakbranche in einer Welt mit weniger Zigarettenrauchern am Leben zu erhalten. Der Konzern, der unter anderem die Marke Marlboro produziert, stellte am Mittwoch ein neues Produkt namens "IQOS" im schweizerischen Lausanne vor, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. IQOS soll die Revolution weiter voranbringen.

Diese Geräte sind eine Mischung aus klassischer und elektrischer Zigarette. Sie sehen aus wie hohle Füllfederhalter, in die "Hitzestäbe" ( "Heatsticks") eingelegt werden, die wiederum kleinen Zigaretten ähneln. Sie sollen im vierten Quartal 2014 in bestimmten Städten in Italien und Japan testweise auf den Markt kommen, im kommenden Jahr dann landesweit in beiden Staaten.

Tabak erhitzen statt verbrennen

Der Unterschied zur E-Zigarette: Die neue Philip-Morris-Konstruktion beinhaltet zerstäubten Tabak. Er werde auf bis zu 350 Grad erhitzt, aber nicht bei noch höheren Temperaturen verbrannt wie bei traditionellen Zigaretten, berichtet Spiegel Online. Dabei entstehe ein "nikotinhaltiges Gas mit zigarettenähnlichen Aromen" zum Inhalieren. Da die Verbrennung, Ursache der meisten Krebserkrankungen, wegfalle, werde das Gesundheitsrisiko verringert, behauptet Philip Morris.

E-Zigaretten enthalten nikotinhaltige, aber tabakfreie Flüssigkeiten, die sie zerstäuben, um eine Art Dampf zu erzeugen. Wie gesundheitsschädlich sie sind, ist noch nicht ausreichend erforscht und dementsprechend umstritten.

Auch Philip Morris setzt parallel zu den Hitzestäbchen auf E-Zigaretten: Am Mittwoch verkündete der Konzern, den britischen Hersteller Nicocigs für eine ungenannte Summe zu übernehmen.

Seit einem Jahrzehnt forscht Philip Morris an neuen Tabakprodukten, die weniger gesundheitsschädlich sein sollen als Zigaretten. Dafür hat der Konzern Bloomberg zufolge bisher mehr als zwei Milliarden Dollar ausgegeben. Firmenchef André Calantzopoulos sagte, die Branche sei "in den frühen Phasen eines Transformationsprozesses". In drei bis vier Jahren soll das neue Hybridsystem Gewinne abwerfen. Die Marke "Iqos" hatte der Konzern am 2. Mai angemeldet.

Zukunftsängste der Tabakbranche

Neue Produkte benötigt die Branche dringend, denn die Verkaufszahlen für herkömmliche Zigaretten dürften nicht weiter wachsen. In den meisten Industrienationen rauchen immer weniger Menschen, vielerorts machen es Rauchverbote und andere Regulierungen immer schwieriger für die Tabakhersteller, ihre tödliche Ware unters Volk zu bringen.

Das Jahr 2014 läuft schlecht für Philip Morris International. Das Unternehmen erwartet nun statt bis zu 5,19 Dollar Jahresgewinn je Aktie maximal 4,97 Dollar, etwa sechs Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Calantzopoulos sagte: "2014 ist ein kompliziertes und wirklich untypisches Jahr für PMI." Ungünstige Wechselkurse, Preisverfall in Australien und die Schwäche der europäischen Wirtschaft belasteten den Konzern. Auch in Asien gebe es Probleme.

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