Vergangene Woche haben mehrere Topmanager der deutschen Autoindustrie US-Botschafter Richard Grenell getroffen, um höhere Zölle abzuwenden. SPD-Parteichefin Andrea Nahles hält das für ein fatales Signal. "Wenn die amerikanische Regierung mit uns über Zölle reden will, ist das eine Sache zwischen dem Handelsminister in Washington und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier", sagte sie der Welt am Sonntag. "Wir sind doch keine Bananenrepublik!"
Ihr sei neu, dass Botschafter über derlei Fragen verhandelten. "Was sind das für Methoden?", fragte Nahles. Grenell solle lernen, was seine Rolle ist. Am Mittwoch hatte eine hochrangige Delegation Grenell an dessen Dienstsitz am Brandenburger Tor aufgesucht: Bernhard Mattes, der Präsident des Automobilverbands VDA,und die Chefs von Volkswagen, BMW, Daimler und dem Zulieferer Continental versuchten, den US-Botschäfter von niedrigeren Einfuhrzöllen für Autos zu überzeugen. Unternehmenssprecher wollten sich nicht zu dem Treffen äußern.
Trump hatte mit Auto-Zöllen von 20 bis 25 Prozent gedroht
Die EU veranschlagt auf US-Autos aus den USA derzeit einen Zoll von zehn Prozent; die USA legen für EU-Autos nur 2,5 Prozent drauf. Bei anderen Waren ist das Verhältnis umgekehrt. Die USA sollen nun bereit sein, ganz auf Autozölle zu verzichten, sofern die Europäische Union ebenfalls davon absieht. Die deutsche Autoindustrie setzt sich seit Jahren für Freihandel zwischen EU und den USA ein.
Um Zölle komplett abzuschaffen, müssen vor allem die Autonationen Frankreich und Italien mitspielen, denn so etwas geht nur im EU-Verbund. Deshalb will Grenell darüber auch mit der Kommission in Brüssel reden. US-Präsident Donald Trump hatte der EU gedroht, Strafzöllen auf Autoimporte in Höhe von 20 bis 25 Prozent zu verhängen. Handelsminister Wilbur Ross prüft derzeit, ob Autoimporte die Sicherheit der USA bedrohen könnten. Dann könnte Trump selbständig Schutzzölle erheben.