Analyse:Die Kriterien

Seit 2002 werten Ökonomen des Internetportals Wirtschaftswunder Prognosen von Instituten, Banken und Regierung aus.

Von Thomas Fricke

Auswahl: Welcher Experte hat am besten vorhergesagt, wie gut die Konjunktur in Deutschland läuft? Wie in jedem Jahr seit 2002 haben Ökonomen des Internetportals Wirtschaftswunder rund 50 Prognosen von Forschungsinstituten, Banken und Organisationen sowie von Regierung und der Bundesbank ausgewertet. Berücksichtigt wurden dabei die jeweils letzten Vorhersagen vom Ende des Vorjahres. Als einzige Vorhersage aus dem Januar wird jeweils der Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung berücksichtigt. Die Prognosen werden dann mit der tatsächlichen Entwicklung verglichen.

Kriterien: Wichtigster Maßstab für die Treffgenauigkeit ist, wie gut die Experten den Anstieg des realen deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) vorausgesagt haben. In diesem Jahr lag das tatsächliche Plus nach den aktuellen Konsens-Schätzungen von Bundesbank und anderen Experten bei 1,5 Prozent. In einem zweiten Schritt wird bei der Auswertung berücksichtigt, wie gut die Experten einzelne Ausgaben vorhergesagt haben, die zum BIP beitragen - den Konsum der Privathaushalte, die Investitionen in Ausrüstungen und den Export von Waren und Dienstleistungen. Wurde die Entwicklung innerhalb einer bestimmten Fehlermarge richtig prognostiziert, wird dies als Treffer gezählt (grün). Zudem wurde noch berechnet, um wie viel diese Detailprognosen im Durchschnitt prozentual von der tatsächlichen Entwicklung abwichen. Schließlich wird in der Endauswahl berücksichtigt, ob treffend begründet wurde, warum sich die deutsche Wirtschaft so entwickelt hat, wie sie sich tatsächlich entwickelt hat.

Rangfolge: Für 2018 ergab die Auswertung, dass die Prognostiker ohne Ausnahme zu optimistisch waren, was den Anstieg des Bruttoinlandsprodukts angeht. Im Durchschnitt lagen die Experten 0,8 Prozentpunkte über dem tatsächlichen Wachstum von 1,5 Prozent. Eine kleinere Gruppe kam dem Ergebnis immerhin bis auf etwa einen halben Prozentpunkt nahe. Einige Experten trafen zudem mit ihren Prognosen für Konsum, Export und Investitionen, wenn auch keiner alle drei Werte richtig prognostizierte.

Langzeit: Wie schon 2017 hat auch im ablaufenden Jahr 2018 erschwerend für die Prognostiker gewirkt, dass die Wirtschaftsentwicklung stark durch politische Schocks und schwer vorhersehbare Ereignisse wie Produktionsschwierigkeiten in der Autoindustrie und Turbulenzen an Finanzmärkten geprägt wurde. Solche Einflüsse sind ökonomisch per Definition schwer vorhersehbar. Dennoch gibt es Experten, die im Durchschnitt der Jahre besonders gut liegen. An der Spitze gibt es dabei seit Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Chefvolkswirt von MM Warburg und den Experten der Société Générale, wobei letztere dieses Jahr ihren ersten Platz zurückeroberten.

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