AMS:Kaufen und verkaufen

Sensorhersteller AMS

Der Konzern, der das Münchner Traditionsunternehmen Osram übernommen hat, ist an der Züricher Börse gelistet.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

AMS will sich nach der Osram-Übernahme von Konzernteilen trennen.

Von Isabel Pfaff, Zürich

"Wir sind nicht die Langsamsten." Alexander Everke, Chef des österreichischen Chip- und Sensorik-Herstellers AMS, lässt keine Zweifel aufkommen. Nach der im Dezember gestarteten Übernahme des Münchner Lichtkonzerns Osram - ein deutlich größeres Unternehmen als AMS selbst - will sich der Konzern aus der Steiermark zügig von Osram-Geschäften trennen, die nicht zum Kerngeschäft passen oder die nicht profitabel genug wirtschaften. Anschauen werde man sich insbesondere die Digital-Sparte von Osram und auch das Geschäft mit den LEDs. Das teilte die Konzernleitung am Dienstag in Zürich mit, wo AMS an der Börse notiert ist. "Wir prüfen alles, es gibt keine Tabus", sagte Finanzchef Michael Wachsler-Markowitsch zu Reuters.

AMS kann auf ein starkes Jahr zurückblicken. Nicht nur nahm die spektakuläre Osram-Übernahme nach einer regelrechten Zitterpartie endlich ihren Lauf. Der Konzern verzeichnete 2019 außerdem einen Umsatzanstieg von 32 Prozent und einen im Vergleich zu 2018 verdreifachten Gewinn. Konzernchef Everke klang an diesem Dienstag in Zürich entsprechend selbstbewusst. Egal, ob autonomes Fahren, Smart-Home-Lösungen oder sensorbasierte Techniken in Industrie und Medizin: "Wir können die Megatrends adressieren", so der deutsche Elektrotechniker. Mit Osram und der Kompetenz der Münchner im Bereich Lichtemission sei man auf dem besten Weg, der führende Anbieter von Sensorlösungen und Photonik zu werden. AMS-Kunden, verriet Everke, würden schon jetzt auf die gemeinsamen Meetings mit Osram hinfiebern.

Am Montagabend hatten die Österreicher bekannt gegeben, nun doch einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit Osram anzustreben. Anders als bisher angekündigt, will AMS künftig also nicht nur Mehrheitsaktionär sein, sondern die volle Kontrolle über den Münchner Konzern haben. Dafür reichen die knapp 60 Prozent Osram-Anteile aber nicht, die AMS seit dem Übernahmeangebot vom Dezember kontrolliert. Nötig für die Zustimmung zu einem solchen Vertrag sind 75 Prozent. Neben einigen noch erforderlichen regulatorischen Genehmigungen brauchen die Österreicher also noch deutlich mehr Anteile, um ihrem Ziel näher zu kommen. Das könnte teuer werden: Am Dienstag lag der Osramaktienkurs mit 47,69 Euro deutlich über dem AMS-Angebot von 41 Euro.

Wie die Konzernleitung mitteilte, soll die Transaktion im ersten Halbjahr 2020 abgeschlossen werden. Eine außerordentliche Hauptversammlung für den Vertragsabschluss könnte im August stattfinden. Die Ängste der Osram-Arbeitnehmervertreter vor einer Zerschlagung dürften nach den jüngsten Äußerungen von AMS jedenfalls noch zunehmen.

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