Amazon-Chef Bezos' Strategie:Als wolle er nichts verdienen

Jeff Bezos Launches Bezos Center For Innovation In Seattle

Jeff Bezos denkt langfristig.

(Foto: AFP)

Verluste aus Prinzip: Amazon-Chef Jeff Bezos setzt auf massive Investitionen. Dass er vorerst hauptsächlich Geld verbrennt, ist ihm egal - die Aktionäre glauben an ihn. Neue Geschäftszahlen zeigen, dass sich diese Strategie langsam lohnt.

Von Jannis Brühl und Nakissa Salavati

Jeff Bezos setzt auf Kundenservice, teure Anschaffungen und die Geduld seiner Geldgeber. Die Strategie des Amazon-Chefs inspirierte Matthew Yglesias, Autor der Website Slate, zu dem ironischen Kommentar: "Soweit ich das beurteilen kann, ist Amazon eine Wohltätigkeitsorganisation, die von Teilen der Investment-Gemeinde betrieben wird, zum Vorteil der Verbraucher."

Bezos' Motto: Das Geld wird schon irgendwann wieder reinkommen. Mit Geduld und viel Investitionen hat er den weltgrößten Onlinehandel aufgebaut - auf Kosten von Buchhändlern, Warenhäusern und kleinen Geschäften. Er vertreibt billige Ebook-Reader zu geringen Gewinnmargen, schenkt zur CD gleich noch die mp3-Version mit, steigt ins Fernsehgeschäft ein. Bezos greift in alle Richtungen. Mit diesen Großinvestitionen macht Amazon Verluste - aber immer weniger. Die Strategie von Bezos beginnt aufzugehen.

Neue Geschäftszahlen zeigen, dass der Konzern sein Minus erneut eingrenzen konnte. Im dritten Quartal 2012 betrug der Verlust noch 274 Millionen Dollar, im vergangenen Vierteljahr sind es nur noch 41 Millionen (vor einem Jahr waren unter anderem große Verluste der Rabattseite LivingSocial für das schlechte Ergebnis verantwortlich). In den abgelaufenen drei Monaten machte Amazon 17,1 Milliarden Dollar Umsatz, ein Anstieg von fast 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Bezos ist auf Umsatz fixiert, den er mit Investitionen in immer neue Geschäftsfelder in die Höhe treibt. Gewinne kommen später, sagt er. Und die Aktionäre glauben ihm.

Von Quartal zu Quartal gibt Bezos mehr Geld aus. In anderen Unternehmen würden rapide steigende Ausgaben ohne Gewinne die Aktionäre verschrecken - wo bleibt da die Rendite? Nicht im Falle Amazons. Nach der Veröffentlichung der neuen Zahlen legte die Aktie nachbörslich etwa acht Prozent zu. Das ist auch für Bezos persönlich gut: Bloomberg zufolge hat er zwei seiner 30 Milliarden Dollar verdient, indem er Anteile seiner Firma verkauft hat.

Sein Motto lautet: investieren, investieren, investieren. Allein in den vergangenen Wochen fielen Entscheidungen für neue Logistikzentren in Polen, einen erneuten Ausbau der lukrativen Web-Dienstleistungen für andere Unternehmen und einen Deal mit dem US-Fernsehsender PBS, dessen Inhalte Kunden von Amazons Premium-Service online streamen können.

Das extreme Umsatzwachstum will Amazon weiter forcieren. Für das vierte Quartal prognostizierte der Konzern einen Umsatz zwischen 23,5 und 26,5 Milliarden Dollar - etwa 20 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Viele Experten gehen davon aus, dass der wochenlange Haushaltsstreit in den USA das Weihnachtsgeschäft belastet. Auch Amazons Rivale Ebay warnte vor mageren Verkäufen. Doch auch dafür hat Amazon einen Plan: Der Konzern will, berichtete das Wall Street Journal kürzlich, ein Videostreamgerät einführen, mit dem Serien oder Filme über das Internet auf dem Fernseher abgespielt werden können. Alleine in den USA sollen 70.000 Menschen für das Weihnachtsgeschäft eingestellt werden.

Auf Yglesias' Kommentar von der Wohltätigkeitsorganisation reagierte Bezos übrigens, indem er ihn in einem Brief an seine Aktionäre zitierte und kommentierte: "Ich glaube, dass langfristiges Denken die Quadratur des Kreises ist."

Mit Material von Reuters und dpa

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