Quartalszahlen:Bei Amazon fällt Weihnachten aus

Quartalszahlen: Der Pfeil auf dem Amazon-Logo zeigt nach oben: Der Aktienkurs nimmt seit Jahresbeginn die gegenteilige Richtung.

Der Pfeil auf dem Amazon-Logo zeigt nach oben: Der Aktienkurs nimmt seit Jahresbeginn die gegenteilige Richtung.

(Foto: Sean Rayford/AFP)

Das Internet-Kaufhaus erwartet ein überraschend schlechtes Weihnachtsgeschäft. Die Börse reagiert drastisch - zeitweise ist der Konzern weniger als eine Billion Dollar wert.

Von Johannes Korsche

Es gibt Branchen und Unternehmen, da wären die Zahlen, die Amazon am Donnerstag nach US-Börsenschluss vorstellte, ein Erfolg: Zwei bis acht Prozent Wachstum im Vergleich zum Vorjahresquartal erwartet das US-Unternehmen im Jahresendspurt, konkret bedeutet das einen Umsatz zwischen 140 und 148 Milliarden Dollar. Also alle zufrieden im Hause Amazon? Mitnichten. Traditionell ist das Schlussvierteljahr, das Weihnachtsquartal, eines mit besseren Zahlen. Und überhaupt ist man bei Amazon ein anderes Wachstum gewöhnt, der größte Online-Händler der Welt profitierte in den vergangenen Jahren enorm von dem durch Corona veränderten Einkaufsverhalten seiner Nutzer. Analysten hatten also mehr erwartet, die Amazon-Aktie brach im Handel nach Börsenschluss um mehr als 20 Prozent ein - so stark wie seit 16 Jahren nicht mehr.

Selbst bei Amazons lukrativer Cloud-Sparte, die Speicherplatz und Onlinedienste für andere Unternehmen anbietet, sieht es nicht mehr so rosig aus. Amazon Web Services, das Flaggschiff des Cloud-Bereichs, steigerte die Erlöse auf 20,5 Milliarden Dollar, ein Plus von etwa 27 Prozent. Im Vorquartal hatte der Zuwachs aber noch bei knapp einem Drittel gelegen. Auch bei der Gewinnprognose für den Gesamtkonzern sieht es nicht besser aus. Amazon stellt da einen recht breiten Korridor in Aussicht: Für die Monate Oktober bis Dezember könnte das Ergebnis zwischen null und vier Milliarden Dollar liegen. Im Vorjahresquartal machte Amazon einen Nettogewinn von 14,3 Milliarden Dollar. Schon im vorigen Quartal verdiente das Unternehmen "nur" 2,9 Milliarden Dollar, etwa neun Prozent weniger als vor einem Jahr.

Der US-Konzern blicke optimistisch auf die Weihnachtszeit, aber "wir sind realistisch, dass verschiedene Faktoren auf die Geldbeutel der Leute drücken", sagt Amazons Finanzchef Brian Olsavsky. Der Konzern hat derzeit dasselbe Problem wie viele andere Unternehmen und seine Kunden auch: die hohe Inflation. Zwar setzt Amazon angesichts der gestiegenen Preise für Benzin, Energie und Transport nach eigenen Angaben auf strikte Kostenkontrolle, trotzdem steigen die Ausgaben stärker als die Einnahmen. Im vergangenen Quartal kletterten die Betriebsausgaben um fast ein Fünftel auf 125 Milliarden Dollar.

Der Konzern will auf ein Roboterprojekt verzichten

Olsavsky hat bereits reagiert. Amazon will weiter Kosten senken: "Wir ergreifen Maßnahmen, um den Gürtel enger zu schnallen." In einigen Geschäftsbereichen soll es Einstellungsstopps geben. Bestimmte Produkte und Services will das Unternehmen nun aussortieren, auch einzelne Investitionen will es überdenken. Bereits Anfang Oktober war zum Beispiel bekannt geworden, dass der Online-Händler die Entwicklung des Pilotprojekts "Scout" einstampfen will. Seit drei Jahren entwickelt Amazon dabei kleine, autonome Roboter, die Pakete selbständig an die Haustüren liefern sollten.

Seit Jahresbeginn befindet sich die Amazon-Aktie auf einem Tiefflug, etwa ein Drittel ist der Kurs seitdem gefallen. Am Freitag ist der Börsenwert des Unternehmens zeitweise unter die Marke von einer Billion Dollar gesunken.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusInvestitionen
:Chinas Macht an Europas Häfen

Beim Einstieg von Cosco in Hamburg geht es nicht um Geld. Die Vorgänge sind nur ein kleiner Teil von Chinas Strategie, Einfluss auf europäische Handelswege zu gewinnen. Könnte das zum Problem für die nationale Sicherheit werden?

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: