Süddeutsche Zeitung

Bezos-Scheidung:MacKenzie Bezos hat sich ihr Geld verdient

  • Die Scheidung von Jeff Bezos bringt seiner Ex-Frau MacKenzie 36 Milliarden Dollar ein. Sie wird damit zur viertreichsten Frau der Welt.
  • Manche meinen, sie hätte einfach Glück gemacht. Dabei hat MacKenzie Bezos so viel für Amazon geleistet.

Von Malte Conradi, San Franciso

Man weiß natürlich nicht, was MacKenzie Bezos selbst über das ganze Gerede denkt. So wie ohnehin öffentlich sehr wenig über diese Frau bekannt ist. Aber man darf wohl vermuten, dass es ihr nicht gefällt. Ganz unabhängig davon ist es jedenfalls falsch, wenn es jetzt überall heißt, durch die Scheidung von ihrem Ehemann Jeff Bezos werde sie zur viertreichsten Frau der Erde. Jeff sei bei der Trennung noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Die Scheidung bringt ihr 36 Milliarden Dollar ein. Schon als die Trennung der beiden im Januar bekannt wurde, fragten sich viele besorgt, was nun aus "seinem" Vermögen werde. Am schlimmsten, wenig überraschend, US-Präsident Donald Trump, der sarkastisch schrieb: "Ich wünsche ihm viel Glück, das wird wunderschön."

All diese Formulierungen sind deshalb falsch, weil es nicht Jeff Bezos' Geld ist, das da aufgeteilt wird. Sondern das gemeinsame Vermögen eines Ehepaares, das 25 Jahre lang verheiratet war, das vier Kinder hat und das gemeinsam aus einem Zwei-Personen-Betrieb in einer Garage den mächtigsten Konzern des Planeten geformt hat.

Nicht die Scheidung macht MacKenzie Bezos zur viertreichsten Frau der Welt. Solche Aussagen suggerieren, sie habe zufällig das Glück gehabt, jenen Mann zu heiraten, der einmal dieses unfassbare Vermögen erschaffen sollte.

MacKenzie achtet darauf, dass auch nach der Scheidung Kontinuität bei Amazon besteht

MacKenzie Bezos aber, da sind sich alle Beobachter einig, hatte von Beginn an großen Anteil an der Entwicklung Amazons. Das begann bei der inzwischen berühmten Autofahrt des Ehepaars von New York nach Seattle, bei der die Beiden den ersten Businessplan für Amazon entwarfen. Das ging auch weiter, als die Beiden anfingen, gemeinsam Bücher zu verpacken - und auch, als Amazon schon ein Milliardenkonzern war. Bis heute spricht Jeff Bezos von dem enormen Anteil, den seine Partnerin daran hatte, Amazon zu dem zu machen, was es heute ist. Nur gemeinsam mit MacKenzie, das sagte er immer wieder, habe er das Risiko der Amazon-Gründung eingehen können.

Und nicht zuletzt an der Scheidungsvereinbarung kann man ablesen, in welchem Maße MacKenzie Bezos sich offenbar für Amazon verantwortlich fühlt, wie sie persönliche Interessen zurückstellt und unternehmerisch denkt. Denn natürlich sichert ihr die Vereinbarung ein mehr als komfortables Leben, wie sie es bislang schon hatte. Doch mit der nun getroffenen Vereinbarung verzichtet sie auf viel: Ihre gesamten Stimmrechte gehen auf ihren Ex-Mann über. So ist sichergestellt, dass die Kontinuität bei Amazon gewahrt bleibt. Viele Zweifler hatten ja schon gefürchtet, dass Mackenzie Bezos ihre Stimmrechte in einem Rosenkrieg als Waffe einsetzen könnte.

Man kann natürlich darüber streiten, ob überhaupt irgendein Ehepaar ein Vermögen von 130 Milliarden Dollar unter sich aufteilen sollte. Sicher ist aber, dass MacKenzie jeder Cent zusteht, den sie erhält.

Studien: Leistung von Frauen wird systematisch unterbewertet

Die Vorstellung, Amazon sei nur von Jeff Bezos kreiert und MacKenzie habe eben das Glück gehabt, zufällig daneben zu sitzen, ist Teil einer beliebten und ebenso falschen Erzählung: der vom einsamen Genie, das ein Imperium schafft. Aber Imperien wie Amazon oder Apple werden nicht von einem einzigen Mann erschaffen. Es bedarf dafür eines Teams und oft genug sind Ehegatten ein entscheidendes Teil dieses Teams.

Vor allem aber weist die Art, in der über den Fall Bezos gesprochen wird, weit über diese saftige Prominenten-Scheidung hinaus. Denn es gibt inzwischen genug Studien, die belegen, dass die Leistungen von Frauen systematisch unterbewertet werden. Das gilt in Ehen, in denen die Männer die Arbeit der Frauen grundsätzlich unterschätzen. Das gilt im Büroalltag, in dem Initiativen, Verbesserungsvorschläge und Erfolge von Frauen im Durchschnitt weitaus weniger wahrgenommen und belohnt werden, als die von Männern. Und das gilt auch in Ehen von Unternehmern.

An den Beiden kann man sich übrigens, soweit man das aus der Ferne beurteilen kann, ein Beispiel nehmen. Denn ihr respektvoller Umgang miteinander legt nahe, dass sie sich weiterhin als Team sehen. Als Team, das gemeinsam ein Unternehmen und eine Familie aufgebaut hat. Ein Team, in dem jeder seinen Teil beigetragen hat.

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Quelle:
SZ vom 06.04.2019/lüü/cat
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