Am Ende könnte es so ausgehen wie damals beim Goldrausch. Das wirklich große Geld verdienten nicht die Goldgräber, zumindest die allermeisten nicht. Das große Geld verdienten die, die den Goldsuchern die Ausrüstung verkauften: Schaufeln, Zelte, Proviant und so weiter. Ein wichtiger Teil der Ausrüstung beim Goldschürfen im 21. Jahrhundert ist Strom. Der kommt aus der Steckdose, aber wenn man sehr viel davon braucht, wenn es um Mega- oder Gigawatt geht, braucht es besondere Lösungen und Maßnahmen. So wie bei Rechenzentren, in denen künstliche Intelligenzen trainiert und schließlich auch ausgeführt werden sollen. Die großen US-Anbieter wie Microsoft und Open AI, Google und nun auch Amazon investieren deshalb auch in Kernenergie. Der Konzern beteiligt sich am Nuklear-Start-up X-Energy.
Bei KI geht man bisher oft nach dem Motto „viel hilft viel“ vor. Man wirft der geballten Rechenpower also Unmengen an Daten hin, damit die daraus entstehenden KI-Modelle möglichst viel Trainingsmaterial haben. Das geht so weit, dass man schon davon spricht, das Internet sei quasi abgegrast. Beides aber, Training wie auch die Ausführung, braucht Unmengen an Strom. Schon in einigen Jahren, prognostizieren Experten, könnte der Stromverbrauch der KI auf etwa zehn Prozent des weltweiten Gesamtverbrauchs steigen.
Amazon hat bereits ein Rechenzentrum gekauft, das direkt neben einem Atomreaktor steht und stellt auch Leute ein, die sich mit Reaktoren auskennen. X-Energy arbeitet an kleinen Atomreaktoren. Microsoft lässt einen bereits stillgelegten Reaktor in Three Mile Island reaktivieren, um damit den Stromhunger seiner Rechenzentren zu stillen. Google hat dieser Tage aus demselben Grund einen Vertrag mit einem Anbieter von kleineren Atomreaktoren geschlossen.
In Texas verlangen die Behörden sogar, dass, wer ein Rechenzentrum bauen will, auch gleich ein Kraftwerk in der Nähe errichten muss. In Asien will sich Amazon dagegen bei der Versorgung seiner dortigen Rechenzentren auf erneuerbare Energien konzentrieren, weil man dort kaum Atomkraftwerke bauen könne.