Amazon:Alexa, wo sind die Milliarden?

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Ein smarter Lautsprecher der Echo-Reihe mit Alexa. (Foto: Franziska Gabbert/dpa)

Der Internet-Konzern macht riesige Verluste mit seinen Alexa-Lautsprechern. Das Konzept von Gründer Jeff Bezos ging nicht auf, nun versucht sein Nachfolger, Alexa das Geldverdienen beizubringen.

Von Helmut Martin-Jung

Das klang doch wie ein guter Plan: Verkaufe Produkte zum Herstellungspreis oder sogar darunter, das Geld bringen die Dienste, die man damit nutzt. Hatte ja auch gut funktioniert für Amazon, etwa beim Lesegerät Kindle. Die waren vergleichsweise billig, den Gewinn brachten die elektronischen Bücher, die die Kunden damit kauften. Also warf der Internet-Konzern auch die sprechenden Lautsprecher der Echo-Reihe mit der Assistentin Alexa günstig auf den Markt – 500 Millionen Geräte sollen es heute weltweit sein.

Doch das Problem ist: Die Kunden nutzen sie nicht so wie von Amazon erwartet und erhoff. Anstatt Verbrauchsgüter wie Rasierklingen oder Waschmittel der Einfachheit halber mithilfe von Alexa zu bestellen, greifen sie lieber zu Smartphone, Tablet oder Computer, wie frühere Mitarbeiter des Alexa-Shopping-Teams dem Wall Street Journal (WSJ) erzählten. Die Shopping-Umsätze, die von Geräten mit Alexa kamen, seien sehr gering gewesen.

Als die ersten Echo-Geräte 2014 auf den Markt kamen, waren sie eine ziemliche Sensation. Zwar hatte Apples damals noch recht smart wirkende Assistentin Siri schon 2011 die Arbeit aufgenommen. Aber Geräte, die in der eigenen Wohnung stehen und bloß darauf warten, dass man sie anspricht, und die auch noch antworteten, das war eine neue Erfahrung. Eine Erfahrung, die manchen eher das Gruseln lehrte. Wer wusste schon, wer da am anderen Ende mithört?

Tatsächlich kam nach einiger Zeit heraus, dass das nicht bloß seelenlose Software in irgendwelchen Rechenzentren war. Auch echte Menschen hörten mit, deren Aufgabe es war, die Software zu verbessern. Sie mussten also Mängel und Fehler der Software festhalten, damit diese daraus lernen konnte, wie man es besser macht.

Dem Geschäft aber hat das nicht geholfen. Allein zwischen 2017 und 2021 soll Amazon mit den Alexa-Geräten 25 Milliarden Dollar Verlust gemacht haben, berichtet das Wall Street Journal und bezieht sich dabei auf interne Dokumente aus diesem Zeitraum und auf ehemalige Mitarbeiter. Amazon-Gründer Jeff Bezos, bis 2021 auch Chef des Konzerns, störte das offenbar nicht. Er glaubte daran, dass die bewährte Strategie, mit Inhalten oder Diensten Geld zu verdienen, nicht mit Geräten, schon noch erfolgreich sein werde.

Bezos’ Nachfolger Jassy greift durch

Das sieht sein Nachfolger Andy Jassy allerdings anders. Er richtet das Scheinwerferlicht auf Bereiche des Unternehmens, die hohe Verluste einfahren. Entweder werden solche Projekte dann gestoppt, oder aber die Teams müssen dem Chef einen Weg vorweisen können, der zur Profitabilität führt.

Das versucht man bei den Echo-Geräten nun. Die Lösung soll eine neue Software sein, die die Echos smarter machen und die es nur in Verbindung mit einem monatlichen Abo geben soll. Doch ob das den Erfolg bringt, daran sind Zweifel erlaubt. Die meisten verwenden ihre Alexa-Lautsprecher nur dazu, um das Licht oder Musik ein- und auszuschalten und einfache Informationen wie den Wetterbericht abzufragen. Daran, dass Alexa auf viele Fragen keine Antwort hat, haben sie sich notgedrungen gewöhnt. Und zum Bestellen nutzt man ohnehin lieber Handy oder Computer.

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