Mathias Bautz kennt die Fälle: Ältere Menschen, die in die allgemeine soziale Beratung der Caritas im Berliner Bezirk Pankow kommen, weil sie arm sind - aber keine Grundsicherung im Alter beantragen wollen. Die Gründe seien vielfältig, sagt der Sozialarbeiter. Zum einen sei es eine Generationenfrage: "Die heute Siebzig- bis Achtzigjährigen möchten diesen Weg oft aus Scham nicht gehen", sagt Bautz. In den darauffolgenden Generationen könne sich das noch ändern. Zum anderen wüssten viele auch gar nicht, wie das gehe, mit dem Antrag auf Grundsicherung. Einige seien mit ihrer Lebenssituation, etwa durch Krankheit oder Pflege, so beschäftigt, dass sie keine Zeit hätten, sich mit der Grundsicherung zu befassen. Manche hätten Angst, durch den Gang zum Amt ihren Aufenthaltsstatus oder den ihrer Kinder zu gefährden. Auch die Sorge, den Kindern zur Last zu fallen, gebe es - obwohl das Rückgriffsrecht auf deren Einkommen nur noch bei zu versteuernden Einkommen von mehr als 100 000 Euro gilt.
Studie zu Altersarmut:Frieren aus Scham
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Besonders selten machen Senioren ihre Ansprüche geltend, die ohnehin nur 20 bis 200 Euro zu erwarten hätten.
(Foto: Catherina Hess)Fast zwei Drittel der Deutschen, die im Alter Anspruch auf Grundsicherung hätten, verzichten lieber und sparen an Heizung oder Essen. Es gibt aber deutliche Unterschiede zwischen Ost und West.
Von Henrike Roßbach, Berlin
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