Alternativen zu Benzin, Kerosin und Polyester:Spinnen und Drachen sollen Erdöl ersetzen

Knapp 90 Prozent unserer Alltagsgüter werden aus Erdöl hergestellt. Das Auto fährt mit Benzin, die Kleidung ist aus Synthetik - sogar die Kopfschmerztabletten bestehen aus Öl. Doch es gibt Möglichkeiten, sich aus dieser Abhängigkeit zu lösen. Eine Auswahl in Bildern.

Von Mirjam Hauck

Alternativen zu Benzin, Kerosin und Polyester

Flettner-Rotoren

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(Foto: N/A)

Öl ist überall: Knapp 90 Prozent unserer Alltagsgüter werden aus Erdöl hergestellt. Das Auto fährt mit Benzin, die Kleidung ist aus Synthetik - sogar Kopfschmerztabletten bestehen aus Öl. Doch es gibt Möglichkeiten, sich aus dieser Abhängigkeit zu lösen. Eine Auswahl in Bildern. Die Segelschiffe früherer Jahrhunderte kamen noch ganz ohne Schweröl aus, das in den Dieselmotoren heutiger Fracht- und Kreuzfahrtschiffe verfeuert wird. Doch mittlerweile gibt es wieder Bestrebungen, die Windenergie für die Schifffahrt zu nutzen - etwa mit den sogenannten "Flettner-Rotoren". Diese sich drehenden Zylinder bauen mit Hilfe des Seitenwindes einen Unterdruck auf und ziehen so das Schiff vorwärts. Entwickelt wurden sie bereits in den 1920er Jahren (Foto) von dem Ingenieur Anton Flettner. Aber auch moderne Frachtschiffe wie die E-Ship 1 machen sich das Prinzip der Rotoren zunutze. Allerdings können sie herkömmliche Motoren bislang nicht vollständig ersetzen.

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Drachen

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(Foto: picture alliance / dpa)

Eine weitere Idee, wie die Windkraft Schiffe bewegen kann, testet das Hamburger Unternehmen Skysails: Es lässt Zugdrachen vom Bug von Frachtern steigen. Diese Drachen haben eine Fläche von 150 bis 600 Quadratmetern und nutzen in 100 bis 300 Metern Höhe die stärkeren Höhenwinde, um die Schiffe vorwärts zu ziehen. Auch das Höhensegel ist nur ein Zusatzantrieb, es hilft aber dabei, Energie zu sparen.

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Mikroalgen

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(Foto: picture alliance / dpa)

Auch in der Luftfahrt wird mit Erdöl-Alternativen experimentiert. Das Ziel: Kerosin, das aus Erdöl destilliert wird, zu ersetzen. Neben Versuchen, synthetisches Kerosin aus Kohle, Biomasse oder Erdgas herzustellen, wird derzeit daran geforscht, aus Mikroalgen (Foto), die von Natur aus Öl enthalten und sehr schnell nachwachsen, Treibstoff zu gewinnen. Große Mineralölkonzerne wie Shell und Exxon Mobile sowie Luftfahrt-Unternehmen wie Boeing und EADS engagieren sich in diesem Bereich. So waren Flugzeuge mit Algenkraftstoff bereits zu Testflügen in der Luft.

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Brennstoffzelle

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(Foto: dpa-tmn)

An der Alltagstauglichkeit von Brennstoffzellen forschen Automobilunternehmen wie Daimler schon seit vielen Jahren. Es klingt so schön: Energie aus Wasserstoff und Sauerstoff gewinnen. Durch die Reaktion von Wasserstoff mit (Luft-)Sauerstoff entsteht Strom, der wiederum einen Elektromotor antreibt. Doch trotz vieler Anstrengungen gibt es bislang noch nicht wirklich massentaugliche Konzepte für den emissionsfreien Wasserstoffverkehr, auch wenn immer mal wieder einzelne Busse oder Autos vorgestellt werden, die diese Technik nutzen. Auch konzentriert sich die Autobranche derzeit eher auf Elektromobile.

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Bioplastik

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(Foto: dpa)

Um Plastik in allen Formen und Farben herzustellen, braucht es einen wichtigen Rohstoff: das Erdölderivat Naphtha. 80 Prozent der Rohstoffbasis für die chemische und nachgelagerte Industrie basieren darauf. Forscher, die hierfür Alternativen suchen, finden sie in Glukose aus Zuckerrüben, Kartoffelstärke, Milchsäure oder gar Kohlendioxid. Allerdings ist der Anteil an abbaubarem Bioplastik bei der Kunstoffproduktion weltweit noch sehr gering, der Marktanteil liegt bei einem Prozent.

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Spinnenseide

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(Foto: picture alliance / dpa)

Fäden aus speziellen Eiweißketten, die Spinnen produzieren ("Spinnenseide"), können mittlerweile Kunstfasern ersetzen. Die dehnbaren Fasern, die laut Wissenschaftlern 20 Mal reißfester als Stahl sind, werden für Anwendungen in der Medizintechnik sowie für chirurgische Nähte eingesetzt. Wissenschaftler arbeiten daran, diese Spinnenseide künstlich herzustellen. Daraus werden beispielsweise kugelsichere Westen gefertigt. Das ist kein Massenmarkt und ersetzt nicht chemisch produzierte Kleidung aus ölbasierten Fasern wie Polyester. Kunstoffe dominieren nach wie vor die Textilproduktion. Nur ein Drittel der Kleidungsfasern besteht aus Baumwolle. Schafswolle, Hanf, Leinen und andere Naturstoffe machen gerade einmal zehn Prozent der Textilherstellung aus.

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Pflanzliche Dämmstoffe

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(Foto: dpa)

Statt beim Hausbau auf Dämmstoffe aus Erdöl wie Polystyrol-Hartschaum zu setzen, gibt es mittlerweile sehr gute Alternativen aus Pfanzenfasern wie Hanf oder Flachs. Sie sind ähnlich wirksam wie herkömmliche Dämmstoffe, jedoch staubärmer und hautfreundlicher als beispielsweise Mineralwolle.

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Arzneimittel

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(Foto: dpa)

Erdöl steckt auch in den meisten Medikamenten, und zwar in etwa 90 Prozent aller Tabletten, Tinkturen und Salben. Wer allein auf Kräuter und Homöopathie setzt, könnte dies umgehen - auch gibt es Versuche, neue Wirkstoffe auf Basis von Pilzen und Bakterien zu entwickeln. Aber ganz werden sich die Erdölprodukte in der Medizin nicht ersetzen lassen. Lesetipp: Hermann Fischer: Stoffwechsel - Auf dem Weg in eine solare Chemie für das 21. Jahrhundert. Kunstmann, 2012. Im Doku-Game Fort McMoney taucht der Spieler in die Atmosphäre des realen Ortes Fort McMurray in Kanada ein. Die Stadt lebt von der Förderung des Ölsandes in der Gegend. Der Spieler muss zwischen ökologischen und wirtschaftlichen Argumenten abwägen - und gemeinsam mit anderen über die Zukunft des Ortes entscheiden. Hier geht es zum Spiel.

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