Der Ökonom Niko Paech plädiert für ein Wirtschaftssystem ohne Wachstum. Er weiß, dass das weniger Industrie bedeutet. Um dies sozial abzufedern, sollen Jobs umverteilt und die Arbeitszeit für jeden reduziert werden.
Das Gesicht der deutschen Postwachstumsökonomie ist ein 44-jähriger jungenhafter Professor für Ökonomie an der Universität Oldenburg. Sein Name ist Niko Paech. Paech will kein Kapitalismuskritiker sein: "Das lenkt von einem anderen K-Wort ab: Konsumgesellschaft." Sie verbraucht nicht nur immer mehr Ressourcen - sie hat nicht einmal unbedingt etwas davon. Als Konsumverstopfung bezeichnet Paech das Phänomen, wenn Menschen mehr Dinge kaufen, als sie Zeit haben zu nutzen.
Paech will den Konsum von zwei Seiten her bekämpfen: Suffizienz und Subsistenz. Hinter diesen Begriffen verbergen sich Nachfrage und Angebot - weniger verbrauchen und weniger herstellen. Das betrifft nicht nur Unternehmen, sondern auch jede einzelne Person. Die einzig sinnvolle Ziel ist für ihn die individuelle Ökobilanz: "Was kann sich ein Individuum an materiellen Freiheiten - Mobilität, Konsum und digitale Bequemlichkeit -nehmen, ohne ökologisch und sozial über seine Verhältnisse zu leben?" Auch vermeintliche Mitstreiter wie die Verfechter eines nachhaltigen Wachstums würden sich mit dieser Kernfrage kaum auseinandersetzen: "Die Vorstellung von grünem Wachstum ist ein Widerspruch in sich."
Paech plädiert für eine Postwachstumsökonomie, ein Wirtschaftssystem ohne Wachstum. Mit anderen Worten: eine Abkehr von der Industrie. Das zerstöre sicherlich Arbeitsplätze, Gewerkschaften als Gegner sind ihm damit sicher. "Nur durch eine reduzierte und umverteilte Arbeitszeit kann das sozial abgefedert werden", sagt der Ökonom Paech.
Weniger Jobs, aber für möglichst viele Leute. Unverzichtbar sei dafür eine geringere Arbeitszeit, Paech schlägt 20 Stunden pro Woche vor. Die freie Zeit bedeute weniger Stress für den Einzelnen und Freiräume für Selbstversorgung. Doch das reiche nicht aus. Um nicht noch mehr Landschaften zu zerstören und Boden zu versiegeln, soll es sogenannte "Boden- und Landschaftsmoratorien" geben: keine Neubauten, der Rückbau von Agrarfabriken, Flughäfen und Autobahnen.