Eine Familie ist heute nicht mehr das, was sie einmal war. Noch vor zwei Generationen blieben die Eltern meist im Haus ihrer erwachsen gewordenen Kinder, wenn sie Hilfe brauchten. Meist waren es die Töchter und Ehefrauen, die sich um die Greise kümmerten. Das Modell "Hausfrau" versorgte auch die Pflegebedürftigen der Gesellschaft.
Heute stehen Frauen wie Männer im Beruf, der Arbeitsmarkt verlangt von beiden Flexibilität. Ein Job an einem fremden Ort, eine Stelle, die auf wenige Monate befristet ist - für moderne Arbeitnehmer sollte das kein Problem sein. Bloß die alten Eltern können viele Familien dabei nicht mehr unterbringen. So sehen heute viele Menschen einem Lebensabend im Altenheim entgegen. Eine beängstigende Vorstellung, wenn man einen Blick in einige dieser Häuser wirft.
In vielen deutschen Pflegeheimen herrscht ein Notstand. Es gibt zu wenige Pfleger, die alte und kranke Menschen versorgen, die sie waschen, heben oder einfach Zeit mit ihnen verbringen können. Heimbewohner fühlen sich vernachlässigt, Mitarbeiter werden unter diesem Druck wütend oder sogar brutal.
Die kommende Regierung muss dringend dafür sorgen, dass trotz dieser schwierigen Verhältnisse mehr Menschen bereit sind, in den Einrichtungen zu arbeiten und Alte zu pflegen. Dafür müssen nicht nur die Arbeitsbedingungen in den Einrichtungen spürbar besser werden. Der Staat sollte Umschüler und ältere Quereinsteiger, die eine Pflegeausbildung beginnen wollen, stärker unterstützen.
Es ist nicht so, als hätte die Politik Pflegebedürftige bislang vergessen. Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat in den vergangenen vier Jahren gleich drei Gesetze gemacht, die zum Beispiel Demenzpatienten mehr Geld verschaffen oder für eine gute Beratung der Familien sorgen sollen. Auch die Ausbildung für Pflegekräfte hat die große Koalition reformiert. Mittlerweile müssen junge Leute, die Altenpfleger werden wollen, kein Schulgeld mehr bezahlen, sondern sie bekommen einen Lohn für ihre Ausbildung. Immerhin. In drei Jahren starten außerdem neue Lehrgänge an den Pflegeschulen. Doch sie allein werden nicht ausreichen, um die Personalprobleme in den Heimen zu beheben.