Süddeutsche Zeitung

Verdi-Chef Bsirske über Altenheime:"Eher Flüchtlingslager"

Gewerkschaftsboß Frank Bsirske kritisiert mit ungewöhnlichen Worten die Verhältnisse in den deutschen Altenheime - zielt dabei aber vor allem auf die Arbeitsbedingungen.

Wer sich Gehör schaffen will, greift manchmal zu scharfen Worten. Verdi-Chef Frank Bsirske macht genau das, und kritisiert die Zustände in Altenheimen ungewöhnlich deutlich: Viele Pflegeeinrichtungen "ähneln eher Flüchtlingslagern", sagte er den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe.

Damit dürfe sich die Gesellschaft nicht abfinden. Das System müsse insgesamt besser refinanziert und die Löhne "auf ein höheres Level gehoben werden". Der Mindestlohn von 8,50 Euro könne "nur eine Durchgangsstation" sein. Denn: "Die Pflege ist eine der am stärksten belastenden Tätigkeiten in unserer Gesellschaft".

"Prekäre und diskriminierende Arbeit"

Gelinge es nicht, diesen Beruf aufzuwerten, "wird die Altenpflege eine prekäre und diskriminierende Arbeit bleiben".

Bsirske kritisierte zudem die Praxis von Wohlfahrtsverbänden und kirchlichen Trägern, mit eigenen Leiharbeitsfirmen Personalengpässe auszugleichen: "Das ist ein aktiver Beitrag zur Entsicherung der Arbeitnehmerverhältnisse auf dem Rücken alter Menschen und ein aktiver Beitrag zur Lohndrückerei, um Profit daraus zu schlagen."

Der Verdi-Chef sieht auch die Gefahr, dass "der ein oder andere Arbeitgeber" versucht sein könnte, "den Mindestlohn durch Leiharbeit zu tunneln". Das wäre jedoch unzulässig, "weil der Mindestlohn auch für die Leiharbeiter obligatorisch ist".

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