Alstom:Siemens bereitet verbindliches Angebot vor

Alstom: Dongfeng à la Kaeser: Am Dienstag hat der Siemens-Chef einen Termin im französischen Parlament.

Dongfeng à la Kaeser: Am Dienstag hat der Siemens-Chef einen Termin im französischen Parlament.

(Foto: AFP)

Die Pläne von Joe Kaeser werden konkreter: Zunächst entscheidet der Aufsichtsrat über ein Angebot für den Konkurrenten Alstom, dann spricht der Siemens-Chef In Frankreich vor. Die dortige Regierung soll sich an der Übernahme beteiligen.

Von Christoph Giesen

Als Christophe de Maistre, der Siemens-Statthalter in Frankreich, Ende Mai vor den Industrieausschuss der Nationalversammlung zitiert wurde, gab er ein Versprechen ab: Wenn ein konkretes Angebot von Siemens vorliege, werde sein Konzern-Chef Joe Kaeser natürlich persönlich vorbeikommen und seine Offerte erklären.

Am Dienstag hat Siemens-Chef Kaeser nun seinen Termin vor dem Ausschuss, so steht es in der Wochenvorschau des Parlaments, die verrät, dass Siemens tatsächlich ein verbindliches Angebot für den angeschlagenen Industriekonzern Alstom abgeben wird. Die selbst gesetzte Frist endet am Montag. Die ersten Details sind aber schon erkennbar.

Am Sonntagabend tagte der Siemens-Aufsichtsrat in München, formal müssen die Aufseher Kaesers Pläne genehmigen, bevor der Münchner Konzern sein Angebot offiziell unterbreiten kann, doch das dürfte eine Formsache sein. Vor sechs Wochen hatte das Gremium einstimmig dafür votiert, die Bücher des französischen Konkurrenten genau zu prüfen.

Aufsichtsratschef Cromme ist guter Dinge

Außerdem ist der Aufsichtsratschef Gerhard Cromme in die Verhandlungen eingebunden, der so exzellente Verbindungen nach Paris hat wie kaum jemand in der deutschen Wirtschaft. Cromme ist guter Dinge. In einem Zeitungsinterview in Frankreich gab sich der Aufsichtsratschef optimistisch: "Ich habe in meinem Leben schon Hunderte Schlachten geschlagen, und die meisten habe ich gewonnen."

Fest steht, dass das Siemens-Angebot weitaus komplexer ausfallen wird als die Offerte des Rivalen General Electric (GE). Die Amerikaner bieten für das Energiegeschäft der Franzosen 12,35 Milliarden Euro und wollen zudem tausend neue Arbeitsplätze in Frankreich schaffen. Siemens wird wohl weniger Bares auf den Tisch legen. Das Angebot werde aber " finanziell attraktiver sein als das von GE", heißt es im Umfeld des Konzerns. "Alles andere wäre sinnlos."

Am vergangenen Mittwoch hatte Siemens angekündigt, dass der japanische Wettbewerber Mitsubishi Heavy Industries mitbieten werde, eine deutsch-japanische Allianz also. In Paris kamen sofort die ersten Gerüchte auf, Siemens und Mitsubishi beabsichtigten, Alstom zu zerschlagen.

Doch das Gegenteil davon scheint zu stimmen: Aus Frankreich sickern die ersten Details des Angebots durch, demnach soll Alstom als Marke erhalten bleiben. In Paris nennen sie es die "Dongfeng-Lösung". Gemeinsam mit dem chinesischen Autokonzern hatte sich der französische Staat vor wenigen Monaten am kriselnden Hersteller Peugeot beteiligt.

Die Alstom-Variante soll so funktionieren: Mitsubishi werde sich mit bis zu zehn Prozent an Alstom beteiligen und neues Kapital für das klamme Unternehmen bereitstellen. In gleicher Höhe wie Mitsubishi werde sich der französische Staat bei Alstom einkaufen, das verrieten französische Gewerkschaftsvertreter nach einem Treffen mit Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg.

Siemens, hieß es, übernehme lediglich das Gasturbinengeschäft von Alstom und gebe dafür im Gegenzug Teile seiner Bahnsparte sowie die Signaltechnik an die Franzosen ab. Die Industriestandorte in Frankreich blieben dadurch vollständig erhalten, denn das Gasturbinengeschäft von Alstom ist in der Schweiz angesiedelt.

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