US-Fonds-Skandal:Bafin interveniert bei der Allianz

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Die Allianz stritt die Vorwürfe der Anleger zunächst ab, bekannte sich gegenüber den Behörden dann aber doch für schuldig. (Foto: Alexander Heinl/picture alliance/dpa)

Der Fonds-Skandal des Versicherers in den USA ruft nun auch die deutsche Finanzaufsicht auf den Plan. Sie fordert bessere Kontrollen - und profiliert sich ganz nebenbei selbst.

Von Friederike Krieger und Felix Stippler, Köln

Der milliardenschwere Skandal rund um Fonds für US-Großanleger holt die Allianz nun auch in Deutschland ein. Die Finanzaufsicht Bafin hat dem Versicherer ein Schreiben mit Forderungen geschickt. Darin verlangt sie, dass der Konzern Verbesserungen bei den internen Kontrollen vornimmt und Verantwortlichkeiten klarer regelt. Zuerst hatte die Wirtschaftswoche darüber berichtet. Die Bafin erwartet demnach, dass die Allianz ihre Forderungen umsetzt. Andernfalls würde sie auf ein "großes Problem" zusteuern. Weder die Bafin noch die Allianz wollten sich zunächst dazu äußern.

Die Behörde hatte im vergangenen Sommer Ermittlungen gegen die Allianz aufgenommen. Hintergrund ist der Skandal um sogenannte Structured Alpha-Fonds in den USA. Die Tochter Allianz Global Investors hatte die Fonds als vermeintlich krisensicher an Großkunden wie Pensionsfonds verkauft. In der Corona-Krise hatten sie hohe Verluste von mehr als sieben Milliarden Dollar eingefahren. Was zunächst nach Fehlspekulation aussah, entpuppte sich als handfester Betrug. Die verantwortlichen Fondsmanager hatten unter anderem Zahlen in Risikoberichten für Anleger gefälscht.

Der Konzern stritt die Vorwürfe der Anleger zunächst ab, änderte aber die Tonlage, als sich 2021 das US-Justizministerium und die Börsenaufsicht SEC einschalteten. Die Allianz bekannte sich gegenüber den Behörden für schuldig.

Die Bafin will sich als aktive Aufsicht mit Biss profilieren

Der Vorfall kostete die Allianz mehr als sechs Milliarden Dollar. Das Justizministerium verdonnerte den Versicherer zu einer Geldstrafe von 2,33 Milliarden Dollar. Den Geschädigten sagte die Allianz 3,24 Milliarden Dollar zu. Außerdem wurden 463 Millionen Dollar beschlagnahmt, und in einem Zivilverfahren der SEC gegen die Allianz kamen noch 675 Millionen Dollar hinzu. Außerdem darf sie zehn Jahre lang keine Fonds mehr in den Vereinigten Staaten anbieten.

Allianz-Chef Oliver Bäte stritt eine direkte Verantwortung für den Skandal ab. Er muss sich jedoch den Vorwurf mangelnder Kontrolle gefallen lassen. Auch in anderen Ländern scheint die Allianz nicht immer im Blick zu haben, was ihre Gesellschaften vor Ort treiben: In Australien wurde der Konzern wegen irreführender Werbung zur Zahlung von 900 000 Euro verurteilt. In Bermuda hat die zuständige Aufsicht eine Geldstrafe in Höhe von 1,4 Millionen Euro gegen die Allianz Life Bermuda verhängt. Grund waren Verstöße gegen Vorschriften zur Geldwäsche und Terrorfinanzierung.

Für die Bafin ist es wichtig, klare Kante gegen die Allianz zu zeigen. Nach dem Wirecard-Skandal musste sich die Aufsicht Untätigkeit vorwerfen lassen. Unter dem neuen Chef Mark Branson will sich die Bafin nun als aktive Aufsicht mit Biss profilieren.

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