Structured Alpha:Allianz leidet weiter unter Skandal

Structured Alpha: Allianz-Chef Oliver Bäte muss vermitteln, wie sein Konzern hohe Strafen zahlen muss, gleichzeitig aber für Aktionäre attraktiv bleiben soll.

Allianz-Chef Oliver Bäte muss vermitteln, wie sein Konzern hohe Strafen zahlen muss, gleichzeitig aber für Aktionäre attraktiv bleiben soll.

(Foto: Drew Angerer /Getty Images via AFP)

Ein ohnehin schon milliardenschwerer Skandal wird für den Versicherer noch teurer als bislang erwartet. Trotzdem möchte der Konzern mit hohen Dividenden für Aktionäre attraktiv bleiben.

Von Herbert Fromme, Köln

Gute Nachrichten sehen anders aus. Am Mittwoch musste die Allianz bekanntgeben, dass sie wegen des Structured-Alpha-Skandals in den USA weitere 1,9 Milliarden Euro zurückstellen muss. Das bringt die bisherige Gesamtbelastung aus dem ganzen Ärger auf 5,6 Milliarden Euro, es könnte sogar noch mehr werden. Am selben Tag wurde bekannt, dass US-Staatsanwälte prüfen, gegen einzelne Manager der Tochter Allianz Global Investors Anklage wegen Betruges zu erheben.

Umso wichtiger für den Konzern, dass Finanzchef Giulio Terzariol am Donnerstag gute Zahlen für das erste Quartal des Jahres 2022 vorlegen konnte: Der Umsatz stieg um 6 Prozent auf 44 Milliarden Euro, der operative Gewinn sank trotz hoher Naturkatastrophenbelastungen nur wenig um 2,9 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Aber unter dem Strich blieben nur 0,6 Milliarden übrig, eben wegen der hohen Belastung durch den US-Skandal. Ohne sie wären es 2,2 Milliarden Euro gewesen.

Die Allianz hatte großen Pensionsfonds und anderen Anlegern ein spezielles Anlageangebot gemacht und damit Milliarden eingesammelt. Structured Alpha sollte hohe Renditen bringen, dabei aber besonders krisensicher sein. Doch im Aktiencrash zu Beginn der Pandemie Anfang 2020 erlitten die Anleger Verluste von mindestens 6 Milliarden Dollar.

Die Großkunden behaupten, die Allianz habe die eigenen Anlageregeln gebrochen. Außerdem seien sie falsch informiert worden. Ihnen seien Excel-Blätter mit falschen Zahlen geschickt worden. Sie verlangen Schadenersatz.

Mit knapp 20 Pensionsfonds und anderen Großanlegern hat sich die Allianz inzwischen auf Vergleiche geeinigt. Doch die Forderungen der Anleger sind nicht alles: Mittlerweile untersuchen auch die Wertpapieraufsicht SEC und das US-Justizministerium in seiner Rolle als oberste Staatsanwaltschaft die Vorgänge. Geldstrafen für die Allianz sind sehr wahrscheinlich, dazu kommen mögliche Anklagen gegen frühere oder jetzige Manager, die an dem Vorgang beteiligt waren.

Die Allianz-Aktie verlor am Donnerstag bis zum Nachmittag 3,5 Prozent, deutlich mehr als der Dax mit 1,9 Prozent. Konzernchef Bäte und Finanzchef Terzariol halten an ihrer Strategie fest, Investoren mit dem Versprechen stetig steigender Dividenden und Aktienrückkäufe zurückzugewinnen, die wegen der Belastungen aus dem US-Skandal nicht kleiner ausfallen sollen.

Für das gesamte Jahr 2022 werde der Konzern trotz des Ukraine-Kriegs operativ zwischen 12,4 Milliarden Euro und 14,4 Milliarden Euro verdienen, sagte Terzariol. Dabei helfen steigende Preise in vielen Versicherungssparten. Der mögliche Rückzug aus Russland könnte die Allianz zwar 400 Millionen Euro bis 500 Millionen Euro kosten, das sollte aber laut Terzariol das Gesamtergebnis nicht infrage stellen.

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