Versicherung:Bäte wird nicht Aufsichtsratschef der Allianz

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Oliver Bäte ist aktuell Vorstandsvorsitzender der Allianz. (Foto: Ying Tang/IMAGO/NurPhoto)

Der nächste Chefkontrolleur des Versicherungskonzerns soll von außen kommen - doch dafür müsse die Bezahlung "entsprechend attraktiv ausgestaltet sein". Sprich: steigen.

Von Herbert Fromme, Köln

Der nächste Aufsichtsratschef der Allianz soll nicht aus dem Versicherungskonzern selbst kommen. Bei der rein virtuellen Hauptversammlung des größten deutschen Versicherers sprach Aufsichtsratschef Michael Diekmann über die Bezahlung von Aufsichtsratsmitgliedern und erklärte quasi nebenbei und ohne den Namen zu nennen, dass der heutige Konzernchef Oliver Bäte nicht an die Spitze des Aufsichtsrats wechseln wird.

"Mittlerweile wird von institutionellen Anlegern und Stimmrechtsberatern vermehrt erwartet, dass kein ehemaliges Mitglied des Vorstands der Allianz SE den Vorsitz im Aufsichtsrat übernimmt", sagte Diekmann.

Damit ist Bäte raus. "Um auch für diese Position geeignete externe Kandidatinnen und Kandidaten gewinnen zu können, muss die Vergütung entsprechend attraktiv ausgestaltet sein", sagte Diekmann. Stimmrechtsberater helfen großen Anlegern, die selbstgesetzten Regeln für ihre Investitionen einzuhalten. Dazu gehört auch die Besetzung von Aufsichtsräten.

Die Vergütung soll steigen

Die jährliche Festvergütung für die Aufsichtsratsmitglieder soll auf jeweils 150 000 Euro steigen, bisher waren es 125 000 Euro. Diekmann begründete das mit dem Wettbewerb mit anderen Gesellschaften. "Die Vergütung für den Aufsichtsratsvorsitzenden soll auf das Dreifache, also 450 000 Euro, und für die stellvertretenden Vorsitzenden auf jeweils 225 000 Euro angehoben werden", sagte Diekmann.

Das sind saftige Erhöhungen: Bislang erhält Diekmann als Grundvergütung 250 000 Euro. Dazu kommen Sitzungsgelder und Zahlungen für die Mitgliedschaft in Ausschüssen. Seine Gesamtbezüge aus dem Aufsichtsrat der Allianz im Jahr 2022 beliefen sich deshalb auf 537 000 Euro.

Weil Bäte nun nicht Aufsichtsratsvorsitzender wird, kann er auch nach der Hauptversammlung 2024 Vorstandschef bleiben. Der aktuelle Aufsichtsratschef Diekmann, 68, muss nach den Altersregeln der Allianz spätestens 2026 aufhören. Hätte Bäte ihm nachfolgen wollen, hätte er mit der Hauptversammlung 2024 als Vorstandsvorsitzender aufhören müssen, um die vorgeschriebenen zwei Jahre Abkühlungszeit einzuhalten. Jetzt kann die Allianz den Vertrag des Konzernchefs, der 2024 ausläuft, verlängern. Das ist nach jetzigem Stand wahrscheinlich.

Bäte nahm in seinem Bericht auch zum Betrugsskandal um die Structured-Alpha-Fonds in den USA Stellung. Dort muss die Allianz mehr als fünf Milliarden Euro an Strafen und Schadenersatz zahlen und darf zehn Jahre über die Tochter Allianz Global Investors keine Fonds verkaufen. So etwas dürfe sich nicht wiederholen, betonte Bäte. "Wir werden die Umsetzung der mannigfaltigen aufsichtsrechtlichen Regeln von einer Pflichtübung zu einer Kerndisziplin unseres Top-Managements erheben", versprach er.

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