Allianz:Die Zahlen schön gemacht

Der Versicherungskonzern Allianz hat zum dritten Quartal überraschend seine Bilanzierungsmethoden geändert - und steht darum besser da als erwartet.

Als die Allianz dieser Tage ihre Zahlen präsentierten, rieben sich Marktexperten verwundert die Augen. Alles sah viel besser aus als erwartet worden war.

Allianz: Allianz: "Reichgerechnet, wo immer es ging"

Allianz: "Reichgerechnet, wo immer es ging"

(Foto: Foto: dpa)

Hatten die Analysten zuvor einen Verlust von mehr als vier Milliarden Euro prognostiziert, wies die Allianz plötzlich nur noch einen Verlust von zwei Milliarden Euro aus.

Den Verlust einfach mal halbiert? Unter anderem eine kurzfristig geänderte Bilanzierungsmethode hatte das möglich gemacht - die Übernahme der Allianz-Tochter Dresdner Bank durch die Commerzbank wurde schön gerechnet, schreibt die FAZ in ihrer aktuellen Ausgabe.

Die Commerzbank bezahlt die Dresdner Bank zu einem großen Teil mit eigenen Aktien. Seit der Übernehmevereinbarung ist der Kurs der Commerzbank-Papiere allerdings dramatisch gefallen, was rechnerisch den Kaufpreis drückt.

Als Bewertungsbasis war der Durchschnittskurs der Commerzbank im August von 20,80 Euro angesetzt worden. Allein bis Ende September habe sich aber Kurs halbiert, schreibt das Blatt weiter.

Buchwert statt Marktwert

Die Allianz würde demnach also auf Basis des Commerzbank-Marktwerts rund vier Milliarden Euro weniger für die Dresdner Bank erhalten.

Die Allianz hatte im August angekündigt, die ihr zufließenden Commerzbank-Aktien zunächst zum Marktwert zu verbuchen. Tatsächlich aber seien sie jetzt in die Allianz-Bilanz zum sogenannten Buchwert (at Equity) eingestellt worden. Dadurch seien die fälligen Milliardenabschreibungen zumindest vorerst entfallen.

Ein Allianz-Sprecher habe die die geänderte Bilanzierungsmethode damit begründet, dass der Konzern die Commerzbank-Beteiligung im kommenden Jahr ohnehin zum bislang deutlich höheren Buchwert bilanzieren müsse.

"Wir hätten dann jetzt im dritten Quartal hohe Marktwert-Abschreibungen gehabt und im kommenden Jahr den Wert der Commerzbank wieder auf den Buchwert hochschreiben müssen", zitiert die FAZ den Sprecher weiter.

Der Buchwert der Commerzbank könnte allerdings in den kommenden Quartalen auch sinken und sich so dem niedrigeren Börsenwert annähern.

Für das Vorgehen der Allianz hagelt es Kritik: So etwas habe er noch nie erlebt, zitiert die FAZ einen Versicherungsexperten der Investmentbank JP Morgan.

Der Versicherungskonzern habe sich "reichgerechnet, wo immer es ging", hätte überdies Robert Mazzuoli von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) kritisiert.

An der Börse hatten die scheinbar überraschend gut ausgefallenen Zahlen der Bilanz keine größere Rolle gespielt. "Es handelte sich ja um Bewertungsabweichungen, die auf das Geschäft der Allianz keinen Einfluss haben", hieß es. Nachdem am Montag der Kurs des Versicherers in starkem Marktumfeld bereits leicht zurückgefallen war, brach er am Dienstag gar um 6,6 Prozent ein.

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