Allianz:Der Marktführer lobt sich

Die Allianz Leben kommt auf eine Solvabilitätsquote von 379 Prozent - das ist fast viermal so viel Eigenkapital, wie die Behörden verlangen.

Von Friederike Krieger, Stuttgart

Markus Faulhaber, Chef des Marktführers Allianz Leben, redet gern darüber, in welchen Bereichen der Stuttgarter Versicherer besser ist als die Konkurrenz. Die neuen Solvabilitätsquoten, die die Gesellschaften bis Montag veröffentlichen mussten, sind da keine Ausnahme. Er kenne zwar noch nicht die Quoten aller Wettbewerber, betont Faulhaber. "Wir gehen aber schon davon aus, dass wir deutlich an der Spitze stehen werden", sagt er. Die Allianz Leben kommt auf eine Solvabilitätsquote von 379 Prozent - das ist fast viermal so viel Eigenkapital, wie die Aufsichtsbehörden verlangen. Anders als viele Wettbewerber benötigt der Versicherer keine Übergangsmaßnahmen. Sie sollen den Gesellschaften ermöglichen, Risiken und Eigenmittel nach und nach an die neuen Regeln anzupassen. Würde die Allianz sie nutzen, käme sie auf 660 Prozent.

Faulhabers Freude zeigt: Anbieter mit guter Quote zeigen diese gerne, auch wenn ein Großteil der Branche beschwört, dass die Zahlen nicht vergleichbar sind und nur beschränkte Aussagekraft haben.

Zwar betont auch Faulhaber, dass sich die Stärke eines Unternehmens nicht in eine Kennzahl pressen lasse. "Sie zeigt aber, dass wir gut unterwegs sind." In puncto Vergleichbarkeit müsse man sich die Geschäftsmodelle genau anschauen. Es gebe den einen oder anderen Risikolebensversicherer, der mit einer Solvenzquote von 800 Prozent aufwarten könne, so Faulhaber. Bei diesen Verträgen, die nur eine Leistung im Todesfall vorsehen, ohne dass Kunden Geld ansparen, müssen die Anbieter nur sehr wenig Eigenkapital vorhalten. "Das ist nicht einem Altersvorsorgeanbieter vergleichbar, da muss man aufpassen."

Aber auch bei der Allianz ist nicht alles eitel Sonnenschein. Das anhaltende Niedrigzinsumfeld stellt auch sie vor große Herausforderungen. Es fällt den Lebensversicherern immer schwerer, mit dem Geld der Kunden genug Rendite zu erwirtschaften, um die hohen Garantieverzinsungen von zum Teil vier Prozent zu erwirtschaften, die sie Kunden in früheren Jahren zugesagt haben. Um gegenzusteuern, bietet die Allianz verstärkt neuartige Produkte ohne klassische Garantieverzinsung an. "Dafür ist deutlich weniger Risikokapital nötig, und sie eröffnen uns Freiheitsgrade in der Kapitalanlage", sagt Faulhaber.

Die Allianz will verstärkt in alternative Kapitalanlagen wie Immobilien, erneuerbare Energien und Infrastrukturprojekte investieren. Das soll eine höhere Rendite für die Kunden bringen. "Wir wollen ihnen Zugang zu Assetklassen ermöglichen, die sie sich als Privatanleger nicht erschließen können", sagt Andreas Lindner, Chefanleger der Allianz. Mittelfristig soll jeder dritte Beitragseuro in diese Anlageklassen fließen, momentan ist es jeder fünfte Euro.

Wegen dieser Ausrichtung werde es auch keinen Wettlauf nach oben bei der Solvenzquote geben, betont Faulhaber. Die durch die neuen Produkte frei werdenden Mittel gingen in die Kapitalanlage und nicht in die Verbesserung der Quote. "Wir werden sicherlich keine Solvenzquote von 600 Prozent anstreben", sagt er. Hauptsache sei, dass die Zahl über 250 Prozent liege. "Das ist für uns komfortabel."

Trotz der guten Zahlen sorgt der Solvency II-Bericht bei Analysten für Unmut. Experte Carsten Zielke hält ihn für sehr intransparent. "Für einen Bilanzleser ist er keine Hilfe", sagt er. Zudem entspreche er nicht den Vorgaben der europäischen Finanzaufsicht Eiopa. So habe die Allianz es unterlassen, Investitionen in Spezialfonds in ihre einzelnen Bestandteile zu zerlegen, zudem fehlten Tabellen zu Marktrisiken, Zinssensitivitäten und zur Kreditqualität. "Dazu ist uns nichts bekannt", sagt Faulhaber.

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Streit auf späte Änderungen in den Vorgaben der Finanzaufsicht Bafin zurückgeht. Sie hatte erst Ende März zusätzliche Transparenz von den Unternehmen gefordert. Das war zu spät für die Allianz, um die Details in die Berechnungen einzuarbeiten. Der nächste Bericht werde diese Vorgaben der Bafin erfüllen, sagte ein Sprecher.

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