Versicherungen:US-Skandal kostet Allianz Milliarden

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Ein Rechtsstreit in den USA kommt den Versicherungskonzern Allianz teuer zu stehen. (Foto: Marc Müller/dpa)

Der Versicherer stellt 3,7 Milliarden Euro für mögliche Vergleiche mit Großinvestoren und Geldstrafen in den USA zurück. Weil der Konzern im Kerngeschäft aber sehr gut verdient hat, erhöht er trotzdem die Dividende.

Von Herbert Fromme, Köln

Der Skandal um Milliarden an verlorenen Anlegergeldern in den USA kostet die Allianz nach eigener Einschätzung mindestens 3,7 Milliarden Euro. So viel hat der Versicherungskonzern für Vergleiche mit Großanlegern und mögliche Geldstrafen zurückgestellt. Dennoch erhöht Konzernchef Oliver Bäte die Dividende für das Jahr 2021 um 12,5 Prozent auf 10,80 Euro pro Aktie, weil die Allianz ein Rekordergebnis beim operativen Gewinn erzielt habe.

Die Rückstellung bedeutet nicht, dass die Höhe der Belastung schon feststeht. Einige Analysten hatten mit mehr als sechs Milliarden Euro rechnet. Die Tochtergesellschaft Allianz Global Investors (AGI) hatte Großanlegern in den USA so genannte Structured Alpha-Fonds verkauft, die besonders geeignet für Krisenzeiten sein sollten. Zu den Abnehmern gehörten die Pensionsfonds der Lehrer in Arkansas und der U-Bahn-Fahrer in New York.

Im Februar und März 2020 sorgte die Corona-Krise für einen heftigen Einbruch der Börsen. Während die meisten Aktien ihre Vorkrisenwerte schon bald wieder erreicht hatten, verloren die jetzt klagenden Anleger rund 6 Milliarden Dollar (5,3 Milliarden Euro). Sie verklagen AGI auf Schadenersatz und behaupten, die Allianz-Tochter habe ihre eigenen Anlagerichtlinien verletzt und sie bewusst falsch unterrichtet.

Das US-Justizministerium ermittelt in seiner Rolle als oberste Staatsanwaltschaft wegen Betrugs. Mit den 3,7 Milliarden Euro Rückstellungen will der Versicherer Vorsorge sowohl für mögliche Schadenersatzzahlungen als auch für eventuelle Geldstrafen treffen.

Manche Anleger hatten mit besseren Zahlen gerechnet

Trotzdem zeigte sich Oliver Bäte hoch zufrieden mit 2021. Der Konzern habe seine Widerstands- und Anpassungsfähigkeit unter Beweis gestellt: "Wir haben ein operatives Rekordergebnis erzielt."

Tatsächlich steigerte die Allianz den operativen Gewinn um 24,6 Prozent auf 13,4 Milliarden Euro - trotz Naturkatastrophen und Corona. Dafür sorgten kräftige Preiserhöhungen. Deshalb verdiente die Allianz 2021 unter dem Strich immer noch 6,6 Milliarden Euro. Das sind zwar nach Steuern 2,8 Milliarden Euro weniger als es ohne Structured Alpha gewesen wären, ist aber nur unwesentlich schlechter als die 6,8 Milliarden Euro des Jahres 2020.

Manche Anleger hatten dennoch mit besseren Zahlen gerechnet. Um sie bei Laune zu halten, erhöht die Allianz die Dividende und kauft für mindestens eine Milliarde Euro eigene Aktien zurück.

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