Wegen allergieauslösender Chemikalie:Zalando ruft Schuhe zurück

Rückruf statt Glücksschrei: Weil eine bedenkliche Chemikalie in Schuhen der Zalando-Eigenmarken gefunden wurde, ruft das Berliner Online-Modehaus nun etwa 1500 Schuhpaare zurück. Der Zeitpunkt könnte für die Firma nicht ungünstiger sein.

Der Berliner Online-Modehändler Zalando hat am Freitagnachmittag mehrere Schuhmodelle zurückgerufen, die mit der Chemikalie Chrom VI belastet sind. Das bestätigte ein Unternehmenssprecher der Wirtschaftswoche.

Chrom-VI, das oft in Lederprodukten vorkommt, kann durch Hautkontakt lebenslange Allergien auslösen und nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) beim Einatmen Krebs verursachen.

Betroffen sind Damenschuhmodelle der Zalando-Eigenmarken "Zign", "Pier One", "Taupage" und "Zalando Collection". Nach Informationen des Magazins waren bei einer amtlichen Analyse der Schuhe durch das Landeslabor Berlin-Brandenburg deutlich erhöhte Chrom-VI-Werte - teilweise wurde die Höchstgrenze um das 13fache überschritten - festgestellt worden.

Das zuständige Veterinär- und Lebensmittelamt Teltow-Fläming hatte Zalando in einem Schreiben vom 24. März mitgeteilt, dass die beanstandeten "Artikel nicht in den Verkehr gebracht werden" dürfen. Die belasteten Schuhe sollen von Herstellern aus Italien, Spanien und Taiwan stammen; es seien bisher etwa 1500 verkauft worden. "Da die Kunden online bestellt haben, haben wir ihre Daten und konnten sie direkt informieren", sagte ein Zalando-Unternehmenssprecher.

Zalando ordnete offenbar keine Gegenprobe an

Informationen der Wirtschaftswoche zufolge wurden die amtlichen Proben bereits vor einem halben Jahr im Zalando-Outlet in Berlin entnommen. In der Regel lassen Bekleidungshändler und -hersteller schon parallel zu amtlichen Untersuchungen Gegenproben der Waren testen, um ihre Kunden möglichst rasch informieren zu können - bis die amtlichen Ergebnisse da sind.

Bei Zalando lief es in diesem Fall anders: Informationen über die Kontrollen sollen weder von den Outlet-Mitarbeitern noch vom Lager, aus dem das Outlet beliefert wird, an die Zentrale in Berlin weitergeleitet worden sein. Ein Zalando-Sprecher sagte dem Magazin jedoch, dass in Zukunft das Führungspersonal im Outlet und im Logistikzentrum auf "die korrekte Weiterleitung sensibilisiert wird".

Zalando will an die Börse

Zalando hat neben großen und bekannten Marken mittlerweile auch mehrere Eigenmarken im Portfolio. Der Vorteil solcher Eigenmarken ist, dass die Gewinnmarge viel höher als bei externen Markenprodukten liegt und sie die Abhängigkeit von den Markenherstellern reduzieren.

Der Rückruf kommt zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Schließlich ist das Online-Modekaufhaus die größte Hoffnung in der Firmensammlung der Internet-Unternehmerbrüder Oliver, Marc und Alexander Samwer. Zalando soll bald an die Börse gehen. Im Dezember vergangenen Jahres wurde aus der GmbH bereits eine Aktiengesellschaft. Zalando gehört und zu den umsatzstärksten Online-Shops Deutschlands gehörte, wächst aber mittlerweile langsamer als geplant. Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte Zalando einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro.

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