Alibaba:Finanztochter strebt an die Börse

Ant Financial

Das Unternehmen Ant Financial ist zuletzt mit mehr als 200 Milliarden Dollar bewertet worden, ein Teil geht an die Börse.

(Foto: Long Wei/Imaginechina/AP)

Ant Financial plant Debüt auf dem Parkett in Hongkong und Shanghai.

Von Christoph Giesen, Peking

Es könnte der größte Börsengang der Welt werden: Ant Financial, der Finanzarm des chinesischen Online-Großhändlers Alibaba, plant sein Debüt in Hongkong und Shanghai. Fachleute halten ein Emissionsvolumen von 30 Milliarden Dollar für durchaus möglich. Damit könnte Ant Financial den Ölkonzern Saudi Aramco übertrumpfen, dessen Börsengang im vergangenen Jahr 29,4 Milliarden Dollar eingebracht hat. Im Wertpapierprospekt nannte Ant Financial bisher weder den konkreten Zeitpunkt noch ein Volumen, in der Regel ist es nach einer Veröffentlichung des Prospekts aber nur noch eine Frage von wenigen Wochen, bis die Aktien platziert werden. Zwischen zehn und 15 Prozent der Papiere werden wohl an den Markt gebracht.

Ant Financial wurde zuletzt mit mehr als 200 Milliarden Dollar bewertet und gilt als das mit Abstand teuerste Fintech-Unternehmen der Welt. Millionen Bezahlungen werden jeden Tag in China über dessen Dienst Alipay abgewickelt. Dazu scannt man mit dem Smartphone einen QR-Code ein, und das Geld wird transferiert. Im Supermarkt, genauso wie an der Garküche. Selbst Bettler in China haben oft einen Code auf Papier dabei. Auch Kredite, Versicherungen und Vermögensmanagement-Dienste bietet Ant Financial über Alipay an.

Im ersten Halbjahr erwirtschaftete das Unternehmen dem Wertpapierprospekt zufolge einen Betriebsgewinn von umgerechnet rund drei Milliarden Euro, nach gut 500 Millionen im ersten Halbjahr 2019. Der Umsatz stieg um 38 Prozent auf neun Milliarden Euro.

Alibaba hält derzeit etwa ein Drittel der Anteile. Seit der bisher letzten Finanzierungsrunde 2018 sind zudem namhafte Investoren wie der Staatsfonds Temasek aus Singapur und der Finanzinvestor Warburg Pincus beteiligt. Neben der Hongkonger Börse strebt Ant Financial auch eine Notierung in Shanghai an. Dort soll Ant Financial im sogenannten Star Market aufgenommen werden, den es erst seit dem vergangenem Sommer gibt und der speziell für wachstumsstarke chinesische Unternehmen nach dem Vorbild der amerikanischen Nasdaq geschaffen wurde.

Alibaba selbst hatte die New Yorker Technologiebörse 2014 für seine Erstplatzierung gewählt. Inzwischen aber haben sich die Beziehungen zwischen der Volksrepublik und den Vereinigten Staaten dramatisch verschlechtert, die Drohungen von US-Präsident Donald Trump gegen chinesische Unternehmen in den USA dürften für Ant Financial eine Rolle bei der Wahl des Handelsplatzes gespielt haben. Erfahrung mit Hongkong hat schließlich auch Alibaba: Im vergangenen Jahr erfolgte das Zweitlisting in der ehemaligen britischen Kronkolonie.

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