Aldi-Lieferant Medion rutscht tief ins Minus:Voll erwischt

Der erbitterte Preiskampf in der Computer-Branche trifft den deutschen Elektronikhändler besonders hart. Der Zulieferer für Aldi, Tchibo und Co. muss flexiblere Mitbewerber wie HP oder Acer einholen.

Thorsten Riedl

Es ist noch nicht lange her, da verbreitete sich die Nachricht von einem neuen Personal-Computer (PC) in den Regalen von Aldi wie ein Lauffeuer. Doch das war einmal: Während sich vor wenigen Jahren zu solchen Anlässen lange Schlangen vor den Filialen des Lebensmitteldiscounters bildeten, sind nun Aldi-Rechner auch Wochen nach Verkaufsstart noch zu haben.

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Vor einiger Zeit noch heiß begehrte Ware: Ein Medion-PC im Aldi.

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Ein Unternehmen leidet besonders darunter: Medion. Der deutsche Elektronikhändler und Aldi-Lieferant hat 2006 zum ersten Mal in der mehr als 20-jährigen Firmengeschichte mit Verlust abgeschlossen.

Eine Dividende zahlt das Unternehmen für das Geschäftsjahr nicht. Dennoch sagte Vorstandschef und Mehrheitsaktionär Gerd Brachmann am Mittwoch: "Medion ist aus dem Gröbsten heraus."

Erste Verluste nach 20 Jahren

Einige Marktbeobachter sind da skeptischer. Medion liefert Handelsunternehmen wie Aldi, Tchibo oder Metro einen kompletten Service rund um Elektronikprodukte wie PC, DVD-Abspieler oder Navigationsgeräte.

Von der Produktidee, dem Design der Ware, der Herstellung und Auslieferung bis zur Unterstützung der Konsumenten nach dem Kauf erhalten die Großkunden des Unternehmens mit Sitz in Essen das ganze Paket.

Das Problem ist der Markt

Mit einem Umsatzanteil von rund 70 Prozent macht dabei das Geschäft mit Computern nach wie vor den größten Teil aus. Unterhaltungs- und Haushaltselektronik sowie Kommunikationstechnik ergänzen das Portfolio.

"Medion - das Unternehmen mit ausgereiftem Erfolgskonzept", so wirbt der Elektronikhändler auf seiner Internetseite. Meike Escherich, Analystin für den PC-Bereich beim Marktforschungshaus Gartner, sieht das anders: "Medion leidet am meisten unter seinem Geschäftsmodell. Vor zwei, drei Jahren war es noch ideal. Das Problem ist aber: Der Markt hat sich gewandelt."

Der Preiskampf im PC-Bereich hat Medion voll erwischt. Im vergangenen Jahr schrumpfte der Marktanteil des Unternehmens in Deutschland nach Gartner-Berechnungen um 15 Prozent - auf insgesamt sieben Prozent. So viel verlor kein anderer Hersteller hier zu Lande. Damit kam Medion noch auf den fünften Platz im Computersegment.

Flexible Konkurrenz aus Übersee

Gewinnen konnte dagegen der amerikanische Rivale Hewlett-Packard, der 19 Prozent zulegte und einen Marktanteil von elf Prozent erreichte. Auch Acer, die Nummer drei aus Taiwan, verzeichnete einen Absatzschub von knapp zwölf Prozent auf einen Anteil von nunmehr 9,5 Prozent.

"Unternehmen wie Asus oder Acer können jede Woche ihr Produktportfolio ändern, wenn es sein muss. Die sind viel, viel flexibler als Medion", erklärt Escherich einen der Wettbewerbsvorteile der Konkurrenz.

Medion baut daher um. "Das Jahr 2007 wird für den Medion-Konzern im Zeichen der weiteren Konsolidierung stehen", heißt es im Geschäftsbericht, den Medion-Chef Brachmann am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz vorgestellt hat.

Die Zukunft - digitale Bilder und Handy-Tarife

Die Konsolidierung bedeutet auch das Streichen von Arbeitsplätzen. Im vergangenen Geschäftsjahr sank die Zahl der Mitarbeiter um 16 Prozent auf knapp 1300. Brachmann berichtete nun davon, dass Medion noch etwa 1200 Beschäftigte habe. "Der Konzernumbau ist noch nicht abgeschlossen." Ein weiterer Stellenabbau für dieses Jahr könne - wenn auch in geringerem Umfang als 2006 - nicht ausgeschlossen werden.

Den Weg zurück zum Wachstum will Medion mit Services rund um Elektronikprodukte finden. So hat das Unternehmen etwa vergangenes Jahr einen Mobilfunktarif gemeinsam mit dem Netzbetreiber E-Plus gestartet. Dieser wird in den 4500 Filialen von Aldi vertrieben.

Zudem hat Medion das Fotogeschäft ausgebaut und bietet nun Abzüge von digitalen Bildern. Der Umsatz in diesem neuen Geschäftsbereich stieg 2006 bereits um 78 Prozent 171 Millionen Euro.

Dividende in Aussicht

Das Unternehmen strebe bereits für dieses Jahr wieder die Rückkehr in die Gewinnzone an, sagte Finanzvorstand Christian Eigen. Dann soll den Aktionären auch wieder eine Dividende gezahlt werden. Abschreibungen auf schwer verkäufliche Vorratsbestände und Rückstellungen für Garantieleistungen führten 2006 zu einem Verlust von 65,4 Millionen Euro.

Im Jahr zuvor hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 9,4 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Umsatz brach um 36,5 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro ein. Für 2007 und 2008 kündigte Medion einen weiteren Rückgang der Erlöse auf 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro an. Das Medion-Papier verlor am Mittwoch in einem schwachen Börsenumfeld zeitweise bis zu vier Prozent.

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