Aldi im Preiskampf:Billig ist nicht billig genug

Orangensaft, Käse, Joghurt - alles deutlich günstiger: Mit der achten Preissenkungs-Offensive des Jahres erfreut Aldi die Verbraucher - und lässt Konkurrenz und Erzeuger zittern.

Des einen Leid ist des anderen Freud. Während sich die Discounter quer durch die Republik mit einem rabiaten Preiskrieg bekämpfen, freuen sich die Verbraucher über Lebensmittel zu Schnäppchenpreisen.

Aldi, Foto: getty

Aldi senkt die Preise - Orangensaft, Käse und Salami werden billiger.

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Vorreiter der Preissenkungswelle ist Marktfüher Aldi. Bereits sieben Mal hat die Discounter-Kette in diesem Jahr bereits zum Rotstift gegriffen - jetzt fallen die Preise erneut.

Seit Donnerstag kosten verschiedene Säfte in PET-Flaschen sowie etliche Käsepackungen um bis zu 20 Prozent weniger. Ebenfalls billiger sind ausgewählte Desserts, Salami und Joghurt.

Die achte Preissenkungswelle des Jahres blieb nicht lange unkommentiert - denn die Konkurrenz hat prompt reagiert. Ab sofort senkt auch der Discounter Norma bei Säften und Käse die Preise. Auch der größte deutsche Lebensmittelhändler Edeka will bei vergleichbaren Produkten in seinem Preiseinstiegsbereich die Preise anpassen.

Das werde zeitnah erfolgen, sagte ein Sprecher von Edeka. Entsprechende Preissenkungen werde es auch bei der Edeka-Discountertochter Netto geben, ergänzte er.

Erbitterter Preiskampf

Für Experten kommen die neuerlichen Preissenkungen von Aldi mitten in der Urlaubszeit überraschend. Wenn ein Großteil der Verbraucher verreist ist, könnte die Preissenkungen nicht so stark wahrgenommen werden, sagte Discount-Experte Matthias Queck vom Handelsforschungsunternehmen Planet Retail. Die Aldi-Preissenkungen umfassten dieses Mal jedoch nur eine kleine Zahl an Artikeln und hätten damit nicht den Umfang der vergangenen Monate. "Es handelt sich auch nicht um historische Tiefstpreise", sagte der Experte.

Der Preis für Orangensaft, der um fast 20 Prozent gesunken ist, falle nach Preissteigerungen in der Vergangenheit nun auf ein niedrigeres Niveau. Bei Käseprodukten nutze der Handel das Überangebot auf dem Milchmarkt zu Preissenkungen. Sowohl Säfte als auch Käse seien bedeutende Umsatzträger für Aldi.

Zwischen den Discountern tobt seit dem Jahreswechsel ein erbitterter Preiskampf. Nachdem in Folge der Wirtschaftskrise viele Lebensmittelrohstoffe billiger wurden, wollen die Discounter diesen Preisvorteil an die Kunden weitergeben, um damit ihre Marktanteile auszuweiten. Leidtragende sind die Erzeuger. Vor allem die Milchbauern sind in den vergangenen Monaten an dem Preiskampf der Discounter verzweifelt - sie müssen ihre Milch zu Preisen verkaufen, mit denen sie häufig nicht einmal ihre Kosten decken können.

Expansion in der Schweiz

Für Aldi haben sich die Preissenkungen Medienberichten zufolge bislang nicht ausgezahlt. Im ersten Halbjahr 2009 sollen die Aldi-Umsätze um 4,1 Prozent gesunken sein, wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel unter Berufung auf die Marktforschungsgesellschaft GfK berichtet hatte. Aldi selbst gibt traditionell keine Zahlen bekannt.

Deutschlands führender Discounter will in der Schweiz kräftig expandieren und dadurch zum Regionalversorger werden. Ende Juli eröffnete Aldi in der Schweiz seine hundertste Filiale, wie ein Sprecher sagte. Der Discounter war vor dreieinhalb Jahren in den Schweizer Markt eingetreten, Konkurrent Lidl zog in diesem Frühjahr nach.

Die deutschen Discounter spielen in der Schweiz eine eher untergeordnete Rolle. Marktführer sind die beiden Handelsketten Migros und Coop, mit einem jährlichen Umsatz von 19,6 Milliarden Franken (12,8 Milliarden Euro) und 16,4 Milliarden Franken (10,7 Milliarden Euro). Aldi will jedoch im Herbst mit dem Bau einer neuen Schweiz-Zentrale in Jonschwil im Kanton St. Gallen beginnen. Dort wird der Hauptsitz sowie ein Verteilzentrum entstehen - mit insgesamt 300 neuen Arbeitsplätzen.

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