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Aktienmehrheit wankt:Lufthansa schon fast nicht mehr deutsch

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Die Lufthansa muss feststellen, dass sie schon zu 45 Prozent ausländischen Aktionären gehört. Das Traditionsunternehmen bangt deswegen um wichtige Landerechte.

Sonja Sydow

Bei der Lufthansa hat der Anteil ausländischer Aktionäre die Grenze von 45 Prozent überschritten. Im Aktienregister seien 45,75 Prozent ausländische Anteilseigner eingetragen, teilte das Dax-Unternehmen am Dienstag mit.

Die Lufthansa darf nicht zu mehr als 50 Prozent in ausländische Hände geraten, da sonst die Betriebsgenehmigung und internationale Luftverkehrsrechte in Gefahr sind.

Luftverkehrsverträge zwischen Deutschland und einer Reihe anderer Staaten legen fest, dass eine Fluggesellschaft mindestens zu 50 Prozent im inländischen Besitz ist, damit sie die Landerechte nicht verliert.

Traditionsreiche Geschichte

Das deutsche Unternehmen kann auf eine lange Tradition zurückblicken: Am 6. Januar 1926 ist es als "Deutsche Luft Hansa Aktiengesellschaft" durch die Fusion der Deutschen Aero Lloyd mit der Junkers Luftverkehr mit Sitz in Berlin gegründet worden.

Die Reichsregierung initiierte damals das Geschäft, um weniger Subventionszahlungen an die beiden hochverschuldeten Unternehmen zahlen zu müssen.

Die Lufthansa - heute eine der größten Fluggesellschaften der Welt - startete 1926 mit einer Flotte von 162 Flugzeugen, die fast alle veraltete Militärmaschinen aus dem Ersten Weltkrieg waren.

Im April 1945 startete eine Ju 52 zum letzten Flug der Lufthansa vor der Besatzung Deutschlands durch die Allierten. Erst in den 50er Jahren wurde das Unternehmen wieder neu aufgebaut.

Das Staatsunternehmen Deutsche Lufthansa AG mit dem Kranich-Emblem gewann das Vertrauen der Deutschen und steht bis heute für Sicherheit und Kompetenz. Erst Ende der 90er Jahre ist es schrittweise im Zuge des verschärften Wettbewerbs privatisiert worden und an die Börse gegangen.

Mit einem Rekordumsatz von 19,8 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2006 gehört die Lufthansa nach wie vor zu einem der größten deutschen Unternehmen.

"Für das Jahr 2006 können wir in jeder Hinsicht erfreuliche Ergebnisse vorlegen. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Sie untermauern den anhaltenden Erfolgskurs der Lufthansa", verlautet Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber vor der Presse.

Erhalt der deutschen Eigentümerstruktur

Das Unternehmen wies darauf hin, dass es Maßnahmen zum Erhalt der deutschen Eigentümerstruktur ergreifen kann. Dazu zählt etwa eine Kapitalerhöhung unter Ausschluss der Auslandsaktionäre.

Die Gesellschaft vertraue aber weiter auf die Selbstregulierungskräfte des Kapitalmarktes und werde erst einmal keine Maßnahmen ergreifen.

Als Grund für den Anstieg führte die Lufthansa verstärkten Handel und vermehrte Registrierung der Aktionäre im Vorfeld der Hauptversammlung am Mittwoch an. Bereits im November war der Auslandsanteil einmal über 45 Prozent gestiegen und ist von selbst wieder gefallen.

Spekulationen über den Kauf der spanischen Iberia

Bei einem europäischen Luftverkehrskongress in Frankfurt dementierte Mayrhuber die Spekulationen über einen Kauf der spanischen Fluggesellschaft Iberia.

Das Unternehmen sei zu teuer: "Sie wissen, dass spekulative Preise für uns nicht finanzierbar sind", sagte der Lufthansa-Vorstandschef am Montag in Frankfurt.

Der Kurs der Iberia-Aktien hatte in den vergangenen Monaten angesichts andauernder Übernahmegerüchte deutlich zugelegt, inzwischen ist Iberia an der Börse mit mehr als vier Milliarden Euro bewertet. Lufthansa kommt auf zehn Milliarden Euro.

Iberia-Chef Fernando Conte sagte am Rande des Kongresses, bislang habe Lufthansa von Iberia keine Informationen für eine mögliche Übernahme angefordert. Die einzigen Gespräche, die er mit seinem Kollegen Mayrhuber führe, seien innerhalb des Verbandes der europäischen Fluggesellschaften AEA.

Es werde in der Branche aber durchaus über die Vorteile von Fusionen gesprochen, sagte Conte weiter. Dabei verwies er auf den Vortrag einer Unternehmensberatung auf der Tagung, wonach die Luftverkehrsbranche in Europa zu stark fragmentiert sei.

"Wir verstehen, dass da etwas getan werden muss in der Zukunft." Mayrhuber sagte Journalisten, die Lufthansa sei gut beraten, mögliche Veränderungen im Luftfahrtmarkt zu beobachten. Es müsse aber immer für beide Seiten Sinn machen.

Vorteile für die Kunden

Zur Frage, ob Iberia gut zur Lufthansa passen würde, sagte Conte: "Ich denke, wir passen gut zu allen großen Airlines in Europa." Seine Gesellschaft sei auf den spanischen und lateinamerikanischen Markt spezialisiert, wo kein anderer Wettbewerber besonders stark sei. Er meine auch nicht, dass Iberia derzeit überbewertet sei.

Fusionen hätten grundsätzlich auch Vorteile für die Kunden, sagte Conte. So könnten zum Beispiel Flugrouten besser aufeinander abgestimmt werden. Voraussetzung sei dabei aber eine gemeinsame Grundlage der kooperierenden Gesellschaften. Bislang arbeitet Iberia mit British Airways zusammen, die auch knapp zehn Prozent der Anteile hält. Bereits vor Monaten hatte Iberia aber auch andere Allianzen in Aussicht gestellt.

Für diesen Mittwoch lädt die Lufthansa ihre Aktionäre zur Hauptversammlung nach Berlin. Auch dort dürfte das Thema Fusionen im Mittelpunkt stehen.

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