Aktienmärkte unter Druck:Dax sackt vor Zinsentscheid weiter ab

Rezessionsangst überlagert die Obama-Euphorie: Der Dax eröffnete am Morgen sehr schwach, nachdem zuvor die Wall Street um fünf Prozent eingeknickt war.

Nach starken Kursverlusten an der Wall Street ist es am Donnerstag auch am deutschen Aktienmarkt abwärts gegangen.

Aktienmärkte unter Druck: Heftige Verluste an der Wall Street - im Bild Wertpapierspezialistin Elizabeth Rose.

Heftige Verluste an der Wall Street - im Bild Wertpapierspezialistin Elizabeth Rose.

(Foto: Foto: AP)

Am Vormittag notierte der Dax knapp fünf Prozent niedriger bei 4923 Punkten. Der MDax verlor in der gleichen Größenordnung, der TecDax allerdings stürzte um mehr als sieben Prozent auf 531 Punkte ab.

Hoffnung auf ein Plus am deutschen Aktienmarkt sollten Anleger sich nach den schwachen Vorgaben nicht machen, sagten Börsianer. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) werde dem Markt mit einer von Volkswirten erwarteten Zinssenkung um 50 Basispunkte nicht zu Gewinnen verhelfen.

Größter Verlierer unter den Dax-Titeln waren die Papiere der Commerzbank, die um 12,2 Prozent auf 8,64 Euro zurückfielen.

Großes Augenmerk lag daneben auf den Aktien von Adidas, Henkel und der Deutschen Telekom. Die drei Konzerne hatten Quartalszahlen vorgelegt.

Die Titel von adidas verbilligten sich um knapp zehn Prozent auf 26,65 Euro und zählten damit zu den schwächsten Werten im Dax. Europas größter Sportartikelhersteller bestätigte zwar seine Erwartungen für 2008, die Prognosen für das kommende Jahr nahm der Konzern allerdings mit Verweis auf die wirtschaftliche Lage zurück. Die Quartalszahlen fielen indes Händlern zufolge etwas besser als erwartet aus.

Die Papiere von Henkel gaben knapp sieben Prozent auf 21,65 Euro ab. Die Quartalszahlen des Konsumgüterkonzerns sind bei Händlern auf ein unterschiedliches Echo gestoßen. Während der Umsatz mehr oder weniger wie erwartet ausgefallen sei, hätten die Gewinnkennziffern enttäuscht. Der Ausblick sei jedoch solide ausgefallen, betonte ein Börsianer. So bekräftige der Hersteller von Schwarzkopf und Persil das Ziel, organisch zwischen drei und fünf Prozent zu wachsen.

Aktien der Deutschen Telekom gaben 2,7 Prozent auf 11,24 Euro ab. Die Quartalszahlen sind Händlern zufolge etwas besser als erwartet ausgefallen. Commerzbank-Analystin Heike Pauls sprach auch von einem "soliden Quartal", beließ aber ihre Anlageempfehlung auf "Hold".

Im MDax schoss die Aktie von Altana um 38,3 Prozent auf 12,99 Euro, nachdem die Mehrheitsaktionärin Susanne Klatten ein Übernahmegebot von 13 Euro je Aktie für die restlichen Anteile auf den Tisch gelegt hatte.

Händler verwiesen auf die Kursverluste der US-Börse und in der Folge auch in Asien als wichtigsten Belastungsfaktor. Die Wall Street war am Tag nach den Präsidentschaftswahlen in den USA stetig abgebröckelt und hat mit minus fünf Prozent sehr schwach geschlossen.

An der Wall Street hatten am Mittwoch Rezessionssorgen die Euphorie über den Wahlsieg von Barack Obama überlagert. Hatte am Dienstag die Hoffnung auf mehr Klarheit über den künftigen US-Wirtschaftskurs noch für Gewinne gesorgt, rückten nun Sorgen über das Ausmaß der weltweiten Konjunkturabkühlung wieder in den Vordergrund.

Daten vom Arbeitsmarkt und dem Dienstleistungssektor zeigten, wie sehr die größte Volkswirtschaft der Welt mit der Finanzkrise zu kämpfen hat.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor fünf Prozent auf 9139 Punkten, der S&P-500-Index verlor 5,3 Prozent auf 952 Zähler. In Tokio büßte der Nikkei 6,5 Prozent ein. Der Future auf den Dow-Jones-Index stand am Donnerstagmorgen 358 Punkte unter seinem Niveau zum Xetra-Schluss am Vortag.

Starker Stellenabbau

Einer Erhebung der privaten Arbeitsagentur ADP zufolge haben US-Firmen wegen der Finanzkrise im Oktober deutlich mehr Stellen abgebaut als erwartet. Demnach fielen in der Privatwirtschaft mit 157.000 Stellen so viele Arbeitsplätze weg wie zuletzt im November 2002.

Ähnlich die Zahlen aus dem Dienstleistungssektor: Der Service-Index des Institute for Supply Management (ISM) fiel auf 44,4 von 50,2 Zählern im September. Das ist der tiefste Stand seit Umfragebeginn 1997.

Mit einem Stand von unter 50 Zählern signalisiert der Index eine schrumpfende Geschäftstätigkeit des nicht-Verarbeitenden Gewerbes, das 80 Prozent der US-Wirtschaft ausmacht.

Anleihenversicherer Ambac bricht ein

Die Finanzbranche ächzt weiter unter der Kreditkrise: Die Aktien des US-Anleihenversicherers Ambac Financial Group rauschten um über 40 Prozent in den Keller, nachdem der Konzern wegen Abschreibungen zuletzt noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht war.

Der geplatzte Deal zwischen Google und Yahoo wurde an der Börse unterschiedlich aufgenommen. Während die Papiere von Google um 6,7 Prozent abstürzten, legten die Anteilsscheine von Yahoo angesichts der Spekulationen um ein neues Angebot von Microsoft um rund 4,3 Prozent zu.

Die Aktien von Microsoft verloren 6,2 Prozent. Unter dem Druck der US-Kartellbehörde und Werbebranche gab Google seine Pläne für eine Zusammenarbeit mit Yahoo im Anzeigengeschäft auf.

Auch die Papiere von Time Warner konnten sich dem Abwärtstrend nicht entziehen. Time-Warner-Aktien verloren nach anfänglichen Gewinnen 6,3 Prozent. Der Medienkonzern senkte bei der Vorlage seiner Quartalsbilanz auch seine Jahresprognose.

Der Ölpreis sank nach seinem kräftigen Anstieg am Dienstag wieder. Ein Fass US-Leichtöl verbilligte sich um 7,3 Prozent auf 65 Dollar.

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