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Aktienmärkte:Italien-Schock bleibt aus

Das Scheitern des italienischen Referendums versetzt die Anleger nicht in Schrecken. Ganz im Gegenteil: Viele Investoren werden mutig, und die Börsen legen zu. Verschmäht werden allerdings die Titel der italienischen Banken.

Die gescheiterte Verfassungsreform in Italien hat dem deutschen Aktienmarkt am Montag nichts mehr anhaben können. Nachdem der Dax schon in der vergangenen Woche vor dem Referendum knapp zwei Prozent eingebüßt hatte, griffen die Anleger wieder beherzt bei Aktien zu. Zum Handelsschluss stand der deutsche Leitindex 1,6 Prozent höher bei 10 685 Punkten.

Eine klare Mehrheit der italienischen Wähler hatte bei der Volksabstimmung am Sonntag eine Verfassungsänderung abgelehnt. Allerdings war das bereits an den Märkten erwartet worden. Starke Kursschwankungen wie bei der überraschenden Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten im November oder dem Brexit-Votum in Großbritannien im Juni blieben somit aus. Überdies wirkte der Ausgang der Bundespräsidenten-Wahl in Österreich zugunsten des Europa-freundlichen Alexander Van der Bellen beruhigend.

Die Börse setze nach dem Referendum auf einen anderen Italiener, betonte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. "EZB-Chef Mario Draghi hat alle Gründe auf seiner Seite, geldpolitisch weiter auf dem Gas zu bleiben." Börsianer gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag eine Verlängerung ihrer Wertpapierkäufe von derzeit 80 Milliarden Euro monatlich verkündet. Außerdem hatte sie vergangene Woche signalisiert, bei Kursturbulenzen mit Stützungskäufen kurzfristig eingreifen zu wollen. Händlern zufolge hat sie dies bislang aber nicht getan.

Verkauft wurden die Aktien italienischer Banken. Der entsprechende Branchenindex fiel gegen den europäischen Trend um 3,6 Prozent. Hintergrund sind Sorgen um die Stabilität der Institute, die viele faule Kredite in den Büchern haben. Die Aktie der HVB-Mutter Unicredit verlor an der Mailänder Börse zeitweise 5,6 Prozent. Die Titel der Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS) notierten vier Prozent im Minus. Im Dax gaben die Papiere der Commerzbank zeitweise mehr als ein Prozent nach, lagen dann zum Handelsschluss kaum verändert.

Im Tec-Dax gehörten die Aktien von SMA Solar mit einem Plus von 4,7 Prozent zu den größten Gewinnern. Der Solartechnikkonzern hat in Indien einen Großauftrag an Land gezogen.

Die US-Börsen setzten angesichts des steigenden Ölpreises ihre Rekordjagd fort. Der Dow Jones kletterte zeitweise um 0,5 Prozent auf ein Allzeithoch von 19 275 Punkten.

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Quelle:
SZ vom 06.12.2016 / cikr, Reuters, dpa
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