Aktienmärkte:Die Welt sorgt sich wegen Chinas Börsensturz

Aktienmärkte: Kursrutsch in China: Ein Mann vor einer Anzeigetafel mit Börsenkursen in der Provinz Anhui

Kursrutsch in China: Ein Mann vor einer Anzeigetafel mit Börsenkursen in der Provinz Anhui

(Foto: AP)
  • In Shanghai stürzen die Börsenkurse dramatisch ab. Es ist bereits der zweite Einbruch binnen kurzer Zeit.
  • Als Grund gelten unter anderem schlechtere ökonomische Aussichten.
  • Der neuerliche Kurseinbruch wirft die Frage auf, was die chinesische Regierung mit ihren Eingriffen am Aktienmarkt wirklich ausrichten kann.

Analyse von Alexander Hagelüken

China erschüttert erneut die internationalen Finanzmärkte. Nach knapp drei Wochen der Erholung fiel der Aktienindex Shanghai Composite am Montag um 8,5 Prozent auf gut 3700 Punkte. Das war der größte Verlust an einem Tag seit acht Jahren. Der neuerliche Absturz schürt Zweifel, ob die Regierung in Peking die Börsenflaute stoppen kann. Der Absturz traf Handelsplätze weltweit. In Frankfurt gab der Deutsche Aktienindex (Dax) um 2,6 Prozent nach.

Marktbeobachter begründeten den Kursrutsch unter anderem mit schlechteren ökonomischen Daten in China, dessen Wirtschaft jahrelang um mehr als zehn Prozent im Jahr gewachsen war und jetzt eine Abschwächung erlebt. So löste es Besorgnis aus, dass die großen chinesischen Firmen im Juni nach offiziellen Angaben 0,3 Prozent weniger verdienten als ein Jahr zuvor. Im Mai waren die Gewinne noch gestiegen. Am Freitag war bereits bekannt geworden, dass die Geschäftserwartungen der Industrie so schlecht wie seit mehr als einem Jahr nicht.

Abgesehen von diesen Daten wirft der neuerliche Absturz die Frage auf, was die staatlichen Interventionen am Aktienmarkt wirklich ausrichten - und ob die Regierung ihre Stützung der Kurse aufgeben will. Die Regierung in Peking hatte seit Ende 2014 durch eine Politik des billigen Geldes und anderer Erleichterungen einen Börsenboom angeheizt, der den Shanghai Composite Index dieses Jahr von gut 3000 auf über 5000 Punkte katapultierte - was viele Analysten für eine Blase hielten. Als die Kurse im Juni ins Rutschen kamen, griff die Regierung ein: Sie ließ zum Beispiel Börsengänge verschieben und erleichterte Aktienkäufe auf Kredit. Die Kurse fielen zunächst weiter, bis die Regierung zu immer drastischeren Maßnahmen griff: Sie förderte Aktienkäufe durch billigeres Geld der Zentralbank, setzte insgesamt 1400 Werte vom Handel aus und verbot Großaktionären den Verkauf ihrer Papiere. Daraufhin kam der Kurssturz am 8. Juli bei 3500 Punkten zum Halten. Seitdem stieg der Index bis zum vergangenen Freitag wieder auf gut 4100 Punkte an.

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Viele Anleger befürchten, dass die Regierung die Kurse nicht mehr stützt

Was bedeutet nun der neue Einbruch? Manche Marktbeobachter sprechen von einer üblichen Gegenreaktion auf die Erholung der Kurse um fast 18 Prozent. Anleger streichen ihre Gewinne ein, vielleicht weil sie erwarten, dass die Kurse nicht weiter steigen werden. Nach dieser Lesart wäre der neue Einbruch eine vorübergehende Sache.

Die andere, skeptischere Sichtweise lautet: der Absturz am Montag zeigt, dass die Regierung den Kursverfall doch nicht dauerhaft stoppen kann. Und dass sie vielleicht dabei ist, diesen Versuch aufzugeben - was weiter fallende Kurse bedeuten würde. In Peking heißt es, der Internationale Währungsfonds IWF rufe die Regierung auf, ihre Intervention an den Börsen so rasch wie möglich aufzugeben. Die Kurse sollten nach Angebot und Nachfrage schwanken, wie es sich für einen Markt gehöre. China will dennoch gegensteuern. Man werde mit staatlichen Maßnahmen einen weiteren Einbruch am Aktienmarkt verhindern, teilte der Marktregulierer des Landes am Montagabend mit. Die Börse solle mit Zukäufen stabilisiert werden. Gerüchte, wonach man sich dort zurückziehe, seien falsch, hieß es weiter. Trotzdem bleibt die Lage angespannt: Die Volatilität ist im 30-Tage-Maßstab so stark wie seit der Asienkrise 1997 nicht mehr. An den internationalen Märkten geht nun die Angst um, dass die chinesische Wirtschaft womöglich stärker einbricht als gedacht und der Konjunktur anderer Industriestaaten schadet. Als erstes würden andere asiatische Staaten getroffen. Japan befürchtet einen Rückgang seiner Exporte. Auch die USA und Europa, vor allem Deutschland könnte es hart treffen. Die Regierung in Peking setzt allerdings viel daran, das wirtschaftliche Wachstum dieses Jahr bei immer noch sehr ordentlichen sieben Prozent zu halten. Dazu hat sie nicht nur die Zinsen gesenkt, sondern gerade auch ein Konjunkturprogramm im Volumen von gut 35 Milliarden Euro aufgelegt.

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