Eigentlich hätte es für ihn nur ein einträglicher Nebenjob sein sollen, doch Jahre später entpuppte es sich als sein größter beruflicher Fehler: Der verstorbene Tatort-Schauspieler Manfred Krug hatte ab dem Jahr 1996 im Fernsehen für Produkte der Telekom und für deren Börsengang geworben.
Ganz emotional wandte er sich damals an Privatanleger und pries die T-Aktie als "Volksaktie" an. Die Menschen folgten seinem sympathischen Werben, sie griffen beherzt zu: im ersten Börsengang 1996 und auch als Ende der 90er-Jahre erneut Papiere zu noch höheren Preisen unters Volk gebracht wurden. Es war jene Zeit, in der der Bund sein Tafelsilber verscherbelte und deswegen den Staatskonzern privatisierte. Es war jene Zeit, in der die Phantasien über Telekommunikation und das Internet blühten, die Börsen heiß liefen, die Aktienhändler in Geld badeten.
Zum Tod des Schauspielers:Manfred Krug, der zweifache Star
Der große deutsch-deutsche Schauspieler und Sänger Manfred Krug führte zwei Leben, machte zwei Karrieren. Nun sind sie zu Ende.
Wegen der T-Aktie sind die Deutschen noch heute zögerliche Anleger
Auch die Bürger sollten von diesem schnellen Reichtum profitieren, suggerierte die Werbekampagne der T-Aktie. Doch es kam anders. Sie partizipierten vor allem an den Verlusten. Denn Anfang der 2000er Jahre platzten die Träume. Der Kurs der T-Aktie purzelte inmitten des Dot-Com-Crashs von über 100 auf unter 10 Euro. Viele deutsche Kleinanleger verloren ihr Erspartes. Bis heute gilt die T-Aktie als Grund, warum die Deutschen so zögerlich in Aktien investieren.
Viele Aktionäre ließen ihren Ärger über die Verluste an Krug aus, schließlich hatte er sein sympathisches Gesicht für die Telekom in die Kameras gestreckt. Das ging an dem Schauspieler nicht spurlos vorbei: "Ich entschuldige mich aus tiefstem Herzen bei allen Mitmenschen, die eine von mir empfohlene Aktie gekauft haben und enttäuscht worden sind", sagte er in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Stern im Jahr 2007.
Musterklage-Prozess gegen die Telekom läuft
Bis heute beschäftigt der Fall die Gerichte: An diesem Donnerstag begann vor dem Oberlandesgericht in Frankfurt die Neuauflage des Schadenersatz-Prozesses. Gut 16 000 Anleger fordern von der Telekom insgesamt 80 Millionen Euro Schadenersatz für die Verluste an der Börse. In einer Musterklage wird exemplarisch der Fall eines inzwischen verstorbenen schwäbischen Pensionärs geklärt, der 1,2 Millionen Euro fordert. Bekommt er recht, können sich alle anderen Betroffenen auf diese Entscheidung berufen.
Das Verfahren gegen die Telekom zählt zu den größten und längsten der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Der Fall wird derzeit neu aufgerollt, da der Bundesgerichtshof Ende 2014 ein Emissionsprospekt zum sogenannten dritten Börsengang der Telekom im Jahr 2000 als fehlerhaft einstufte - auf Risiken sei nicht hingewiesen worden.