Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Dienstag die Risiken des Konflikts zwischen den USA und Iran vorerst verdrängt. Der Dax machte einen Teil seiner jüngsten Kursverluste wett und schloss 0,8 Prozent höher bei 13 229 Punkten. Händlern zufolge herrschte Erleichterung darüber, dass es nach der Tötung des iranischen Generals Kassem Soleimani bislang zu keiner weiteren Eskalation gekommen ist. Als Treiber der Erholung sehen die Experten der Postbank in den jüngsten und potenziell noch kommenden Kursrückschlägen eine gute Einstiegsgelegenheit. Die US-Konjunktur erhole sich, die Geldpolitik sei stabil, hieß es in einem Kommentar vom Dienstag. Die Zinsen blieben im Tal und so mangele es Anlegern weiter an Alternativen zu Aktien.
Starke Erholungstendenzen zeigten insbesondere die Verlierer des Vortags. Hier glänzte vor allem der Technologiesektor. Die Aktie des Chipherstellers Infineon war mit einem Plus von fünf Prozent der größte Gewinner im Dax. Händler verwiesen zudem auf einen positiv aufgenommenen Geschäftsausblick des US-Branchenkollegen Microchip. Auch die Automobilwerte verbuchten, angeführt von den Anteilsscheinen von BMW, Kursgewinne. Zuvor hatte der britische Hersteller Rolls-Royce einen Umsatzsprung für das vergangene Jahr vermeldet. Nachdem die Papiere der Lufthansa an den vergangenen beiden Handelstagen vom angezogenen Ölpreis auf ein Tief seit Oktober gedrückt wurden, stabilisierte sich die Notierung am Dienstag.
Im M-Dax war die Aktie von Evotec mit einem Plus von 2,5 Prozent der Top-Favorit. Der Wirkstoffforscher kann sich im Zuge einer erweiterten Zusammenarbeit mit dem Pharmakonzern Bristol-Myers-Squibb über eine Millionenzahlung freuen.
Die US-Anleger hielten sich zurück. Der Dow Jones lag zum Handelsschluss 0,4 Prozent im Minus. Gegen den Trend verteuerten sich die Aktien von Tesla um 3,9 Prozent auf ein Rekordhoch von 469 Dollar. Zum Produktionsauftakt des Model Y in einer neuen Fabrik in China kauften die Investoren Papiere des Elektroautobauers.
Gefragt waren Chipwerte: Die Analysten von Cowen & Co gehen davon aus, dass der Markt für Speicherchips schneller als bislang angenommen anzieht. Die Micron-Titel gewannen 8,8 Prozent, die Anteilsscheine des Festplattenherstellers Western Digital 6,8 Prozent.