Süddeutsche Zeitung

Weitere Probleme mit der Brandschutzanlage:Flughafen Berlin soll erst im März 2013 öffnen

Nach der geplatzten Eröffnung in diesem Juni soll der neue Hauptstadtflughafen erst im März 2013 in Betrieb gehen. Die technischen Abläufe machen einen früheren Eröffnungstermin nicht möglich, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit. Der Aufsichtsrat hat zudem Chefplaner Manfred Körtgen gefeuert.

Der Hauptstadtflughafen wird erst im kommenden Jahr seinen Betrieb aufnehmen. Als neuer Eröffnungstermin wurde der 17. März 2013 festgelegt. Das habe der Aufsichtsrat der Betreibergesellschaft nach langen Beratungen beschlossen, sagte der Vorsitzende des Kontrollgremiums, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Donnerstag in Schönefeld.

Die Fluggesellschaft Air Berlin, größter Kunde des Flughafens, kritisierte die Entscheidung scharf. Als Konsequenz aus der kurzfristigen Absage der für Anfang Juni geplanten Eröffnung muss der Flughafen-Chefplaner Manfred Körtgen zum 1. Juni seinen Hut nehmen.

Außerdem werde die Generalplanung für den Willy-Brandt-Flughafen dem Konsortium PGBBI entzogen, sagte Wowereit. Diese Aufgabe soll die Flughafengesellschaft selbst übernehmen. Zu PGBBI gehört auch das Büro des Flughafen-Architekten Meinhard von Gerkan.

Die Terminentscheidung für den nächsten März sei einvernehmlich getroffen worden, sagte Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba für die Bundesregierung. Der Bund trägt die Flughafengesellschaft zusammen mit den Ländern Berlin und Brandenburg. Grund für die Verschiebung war das Brandschutzsystem, das nicht rechtzeitig fertig wurde. Die pünktliche Inbetriebnahme sei "an ein paar Wochen gescheitert", sagte Wowereit. Jetzt seien noch zehn Monate nötig, "weil vieles, was mit Termindruck möglich gewesen wäre, ohne Termindruck nicht möglich ist".

Ursprünglich sollte der Flughafen Ende Oktober 2011 öffnen, dieses erste Datum wurde bereits 2010 um sieben Monate verschoben. Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn reagierte zornig auf das Eröffnungsdatum 17. März. "Dies ist völlig unakzeptabel und fügt Berlin als Flughafen-Drehkreuz einen kaum mehr reparablen und deshalb unerträglichen Image-Schaden zu", stellte er fest.

Air Berlin befördert in der Hauptstadt ein Drittel der Passagiere, mehr als die Konkurrenten Lufthansa und Easyjet. "Wir erleiden dadurch nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern auch einen Imageschaden für unser Drehkreuz, der finanziell kaum zu beziffern ist", kritisierte Mehdorn. Seine bisherige Heimatbasis Tegel sei für das geplante Drehkreuz für Umsteigeverkehr viel zu klein und völlig ungeeignet. Mehdorn hatte sich nach der Absage für Juni für einen Betriebsstart Ende Oktober stark gemacht.

Für die Lufthansa ist der späte Start "bedauerlich". Im Sinne eines sicheren und stabilen Flugbetriebs sei der Termin aber richtig, sagte Sprecher Peter Schneckenleitner. Ähnlich äußerte sich Easyjet. Wowereit sagte, die zuständige Behörde werde die zuletzt angestrebte teilautomatische Lösung für den Brandschutz nicht genehmigen, was zusätzliche Arbeiten erforderlich mache. Zudem eigne sich ein Termin im Winter wegen Wetterrisiken nicht für die Inbetriebnahme. "Wir werden alles tun, um den Flughafen zum Erfolg zu führen", versicherte Wowereit.

Schwarz räumte ein, er mache sich "Sorgen um Tegel". Über den schon jetzt überlasteten alte Flughafen sollen schon im Sommer mehr Flüge vor allem der Lufthansa und von Air Berlin abgewickelt werden. Für das Gepäck der Umsteiger von Air Berlin müssten mehr Dienstleister eingesetzt werden. Schwierigkeiten sehe er auch für den kommenden Winter, wenn in Tegel mehr Maschinen enteist werden müssten. "Es liegt ein gigantischer Berg an Arbeit vor uns", sagte er zur Umplanung auf dem neuen und den beiden alten Berliner Flughäfen.

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