Airbus:Umstrittene Waffen

February 13, 2020, Blagnac, Occitanie, France: February 13, 2020 - Blagnac, France - AIRBUS PRESS CONFERENCE - Guillaum

Airbus-Chef Guillaume Faury mit einem Modell des A 350: Das Unternehmen hat Ärger mit der Deutschen Börse.

(Foto: Manuel Blondeau/imago images)

Airbus könnte aus allen Dax-Indizes fliegen - das hätte nicht nur negative Konsequenzen, es wäre auch ein Politikum.

Von Caspar Busse, München

Knapp 70 Milliarden Euro ist der Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus nach der jüngsten Erholung der Aktie an der Börse wert. Das ist deutlich mehr als die überwiegende Zahl der 30 aktuellen Dax-Unternehmen, ungefähr so viel wie die Deutsche Telekom, derzeit an Platz sechs der Dax-30-Hitliste. Trotzdem notiert Airbus bislang nur im MDax für die mittelgroßen Börsenwerte. Denn der Großteil der Airbus-Aktien wird aus historischen Gründen in Paris (dort im CAC-40 notiert) und nicht in Frankfurt gehandelt. Eigentlich aber wäre Airbus durchaus ein Kandidat für den Dax.

Nun aber droht Airbus ein Ausschluss aus allen großen Indizes der Deutschen Börse, mit allen negativen Konsequenzen: Investoren könnten sich abwenden, die Aktie unattraktiver werden. Am Dienstag dieser Woche sollen die neuen Kriterien für eine Reform der Dax-Familie vorgestellt werden. Unter anderem könnte dazu gehören, dass Unternehmen geächtet werden, die in irgendeiner Weise bei "umstrittenen Waffen" (controversial weapons) engagiert sind. Das würde Airbus treffen, denn eine Tochterfirma des Konzerns wartet die Trägerraketen für die französischen Nuklearwaffen, es handelt sich lediglich um Instandhaltung, nicht um Produktion. Das Geschäft gilt als vergleichsweise klein. Frankreich gehört zu den fünf Atommächten, die laut Atomwaffensperrvertrag über Kernwaffen verfügen dürfen.

Sollte die Deutsche Börse die Pläne umsetzen, wäre Airbus also raus. Insgesamt machte der Konzern, der über erhebliche Aktivitäten in Deutschland verfügt, 2019 einen Umsatz von gut 70 Milliarden Euro mit 135 000 Mitarbeitern, den allergrößten Teil mit zivilen Airbus-Flugzeugen, mit Helikoptern und mit Raumfahrttechnik. Etwa 20 Prozent entfällt auf Verteidigungstechnik, unter anderem wird der Eurofighter produziert. Airbus ist der größte Ausrüster der Bundeswehr und der französischen Streitkräfte. Beide Länder sind auch mit jeweils gut zehn Prozent an Airbus beteiligt. Eine Ächtung des Konzerns durch die Deutsche Börse wäre also durchaus auch ein Politikum.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: