Airbus: Pannenflieger A400M:Pleiten, Pech und Peinlichkeiten

Der A400M steht auf der Kippe - wieder mal. In London beraten die Käuferstaaten, ob sie Hersteller Airbus entgegenkommen. Endet das Projekt in einem Fiasko? In Bildern.

10 Bilder

Transall, Foto: AP

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Das Projekt A400M steht auf der Kippe - wieder einmal. Der Hersteller Airbus möchte von den Käufern Geld sehen, sonst - so die Drohung - wird der Militärflieger aufgegeben. Nun treffen sich die Staatssekretäre der Abnehmerstaaten, um ihr weiteres Vorgehen zu beraten. Hinter allen Beteiligten liegt ein jahrelanger Kampf um Geld, Macht und Technik. Die Geschichte eines Pannenfliegers.

1991

Am Anfang steht ein Problem - und das heißt Transall C-160 (Foto). Der von Franzosen und Deutschen gemeinsam entwickelte Militärtransporter entstand bereits Ende der fünfziger Jahre und war entsprechend veraltet. Im Rahmen des aktuellen Afghanistan-Einsatzes fliegen 40 Jahre alte Maschinen an den Hindukusch, lästert die Zeit - weil die Reichweite der Transporter zu gering ist, geht das nur mit Zwischenstopp. Ein neuer Flieger muss her - und um den zu entwickeln, wird im Jahr 1991 der europäische Herstellerverbund Euroflag gegründet. Jahre später setzt London eine Ausschreibung durch, zu der die Hersteller Airbus, Boeing, Lockheed und später Iljuschin zugelassen werden.

Transall-Maschinen auf dem Fliegerhorst Wunstorf bei Hannover; Foto: AP

Verteidigungsminister, Foto: Reuters

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18. Dezember 2001

Endlich ist es soweit: Europas Verteidigungsminister unterzeichnen in Brüssel einen Vertrag und bestellen bei Airbus 196 Militärtransporter - auch der deutsche Vertreter Rudolf Scharping (2. v. l.) setzt seine Unterschrift unter das Dokument. Vertragspartner sind der Airbus-Mutterkonzern EADS sowie die Beschaffungsbehörde Occar, die dafür sorgen soll, dass alle Länder einen einheitlichen Kaufpreis zahlen - ein Transporter soll 116 Millionen Euro kosten.

Den Gesamtwert des Auftrags gibt EADS mit 18 Milliarden Euro an. Größter Abnehmer des A400M soll Deutschland mit 73 Maschinen werden. Die Bundesrepublik sichert die Abnahme allerdings nur unter Vorbehalt zu - aus haushaltsrechtlichen Gründen.

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Airbus A400M, Foto: dpa

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4. Dezember 2002

Scharping ist weg, Peter Struck übernimmt. Doch der neue Verteidigungsminister kann die Zusagen seines Vorgängers nicht einhalten. Die angespannte Haushaltslage lässt den Minister zum Rotstift greifen. Plötzlich will die Bundesrepublik nur noch 60 Militärtransporter kaufen.

Vorangegangen war ein monatelanger Streit im Bundestag. EADS reagiert angesäuert auf die Entscheidung. Eine Erhöhung des Stückpreises sei unvermeidlich. "Die Mehrkosten können und wollen wir nicht tragen", sagt Rainer Hertrich, einer der beiden Konzernchefs. Es wird neu gerechnet. Das Ergebnis: Der Preis eines A400M katapultiert von 116 Millionen auf fast 130 Millionen Euro.

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Airbus-Werk, Hamburg, Foto: AFP

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27. Mai 2003

Was lange währt, wird endlich gut. Zumindest jedoch zurren die Beteiligten im Mai den Transporter-Deal endlich fest. Die Beschaffungsorganisation Occar nimmt 180 Exemplare des A400M ab, für den Airbus-Konzern (auf dem Foto: das Werk in Hamburg) ist es der größte Militärauftrag in der Unternehmensgeschichte. Neben Deutschland sind an dem Rüstungsprojekt auch Frankreich, Großbritannien, Belgien, Luxemburg, Spanien und die Türkei beteiligt.

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Airbus, Südafrika, Malaysia

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15. Dezember 2004

Auch außerhalb Europas wird das Rüstungsprojekt mit Argusaugen verfolgt - und der EADS-Konzern wittert Morgenluft. Denn Südafrika will sich an der Entwicklung des A400M beteiligen und als erster außereuropäischer Kunde acht Maschinen kaufen. Ein Jahr später meldet sich ein neuer Interessent. Malaysia bestellt vier Maschinen. Im Gegenzug sollen in Malaysia Teile für den weltweiten Export gebaut werden.

Foto: Bildmontage dpa, AP, AFP

Airbus, Werk Bremen, Foto: dpa

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24. Juli 2006

In Bremen beginnt die Rumpfmontage des etwa 45 Meter langen und 15 Meter hohen Flugzeugs. Der ehrgeizige Plan: Im Februar 2007 soll der Flieger zur Endmontage ins spanische Sevilla gebracht werden. Nur einen Monat später werden Gerüchte laut, die Auslieferung des Militärtransporters könnte sich verzögern. Sofort reagiert auch die Aktie von EADS und fällt zeitweise um mehr als zwei Prozent.

Die beiden EADS-Manager Thomas Enders und Louis Gallois kündigen eine gründliche Prüfung des Entwicklungs- und Produktionsplanes an. Im Herbst 2007 steht fest: Der Erstflug des A400M muss verschoben werden. Wegen der langsamen Triebwerksentwicklung beim MTU-Konzern verzögert sich die Auslieferung.

Foto: dpa

A400M, Foto: ddp

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1. April 2009

Im Januar 2008 sollte der Militärtransporter zum Erstflug abheben, doch knapp anderthalb Jahre später kann Airbus noch nicht einmal sagen, wann der A400M (Foto: Computersimulation) nun seine Premiere erleben soll. Die Beschaffungsbehörde Occar erinnert die an dem Milliardenprojekt beteiligten Länder noch einmal daran, dass sie den Kaufvertrag noch kündigen können. Nun beginnt ein Pokerspiel.

Airbus überlegt anschließend öffentlich, den Transporter nicht mehr zu bauen, das Geschäftsergebnis des ersten Quartals wird durch den Pannenflieger völlig verhagelt. Auch die Kunden werden ungeduldig. Doch was wäre die Alternative? So bekommt der Hersteller eine Gnadenfrist bis Ende des Jahres.

Foto: ddp

Airbus A400M, Foto: dpa

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5. November 2009

Acht Exemplare des Krisenfliegers A400M wollte Südafrika kaufen, jetzt storniert die Regierung ihre Bestellung wegen der stark gestiegenen Kosten und der Lieferschwierigkeiten von Airbus. Auch der neue deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) beendet den Schmusekurs und sagt, er erwarte wegen der Verzögerungen ein finanzielles Entgegenkommen von Airbus. Schließlich sei Vertragstreue nicht nur eine "romantische Phrase".

Foto: dpa

Airbus A400M, Foto: dpa

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11. Dezember 2009

Es gibt ihn tatsächlich, und fliegen kann er auch noch. Im spanischen Sevilla absolviert die viermotorige Turbopropeller-Maschine vor 2500 Gästen ihren fast vierstündigen Jungfernflug. Wenige Tage zuvor hatte Airbus für Missstimmungen gesorgt. Demnach solle ein Teil der Mehrkosten für die Entwicklung des A400M an die Abnehmerstaaten weitergegeben werden.

Foto: dpa

Tom Enders, Foto: ddp

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5. Januar 2010

Der Jubel über den gelungenen Erstflug des A400M verhallt schnell. Denn der Airbus-Konzern droht den Regierungen mit dem Aus für den Militärtransporter, wenn nicht bis zum Ende des Monats geklärt wird, wer die Mehrkosten für die Entwicklung trägt. 5,3 Milliarden Euro mehr braucht das Unternehmen, um die Flugzeuge herzustellen.

Die Käufer sollen nach dem Willen von Airbus-Chef Thomas Enders (Foto) die Finanzierung sicherstellen. Ausgang offen.

Foto: ddp (sueddeutsche.de/dpa/tob/mel/jja)

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