Airbus: Milliardenauftrag von Emirates:Geschäfte gegen die Lufthansa

Größter Einzelauftrag der Geschichte: Die Fluggesellschaft Emirates bestellt 32 zusätzliche A380 bei Airbus. Es ist ein gigantisches Geschäft - und ganz nebenbei stiehlt Emirates der Lufthansa die Show.

Jens Flottau

Die Lufthansa hatte die Sache generalstabsmäßig geplant. Ihr erster Airbus A380 hatte die Fußball-Nationalmannschaft werbewirksam nach Südafrika verfrachtet und war gerade rechtzeitig zur Luftfahrtmesse ILA nach Berlin zurückgekehrt, wo das Flugzeug Star der Eröffnungszeremonie mit Bundeskanzlerin Angela Merkel werden sollte.

ILA 2010

Der Chef der Emirates Group, Scheich Ahmad bin Said al-Machtoum, und Kanzlerin Merkel posieren vor der Kamera. Die Lufthansa hatte sich den Tag anders vorgestellt.

(Foto: ag.ddp)

Das Vorhaben ging gründlich schief, denn vom Lufthansa-Jet aus machte sich Merkel gemeinsam mit Airbus-Chef Thomas Enders auf dem Weg zu einem zweiten Airbus A380, der in den Farben der Fluggesellschaft Emirates lackiert ist. Enders und Emirates-Chef Scheich Ahmad bin Said al-Machtoum unterschrieben dort einen Auftrag für 32 zusätzliche A380.

Fechten hinter den Kulissen

Der Auftrag ist der bislang größte für das größte Passagierflugzeug der Welt. Nach Listenpreisen, die allerdings niemand zahlt, hat das Geschäft ein Volumen von 11,5 Milliarden Dollar. Emirates hat damit insgesamt 90 A380 fest bestellt, die alle bis 2017 ausgeliefert werden sollen. Mit den Flugzeugen alleine würde Emirates bereits eine der größten Langstreckenflotten der Welt betreiben, jedoch hat das Unternehmen darüber hinaus noch 70 Airbus A350 und 18 weitere Boeing 777 bestellt.

Emirates hat den Auftrag nicht zufällig in Berlin angekündigt. Die Fluggesellschaft drängt seit langem darauf, mehr Flüge nach Deutschland anbieten zu dürfen. Das bilaterale Luftverkehrsabkommen zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten erlaubt aber nur Flüge zu vier Zielen, derzeit sind dies Düsseldorf, Hamburg, München und Frankfurt.

Der Auftrag dient auch dazu, auf den Wunsch aufmerksam zu machen, gegen den die Lufthansa hinter den Kulissen heftig kämpft. Sie befürchtet, dass Emirates weitere Umsteigepassagiere über das Drehkreuz in Dubai abzieht.

Die beiden Airlines sind sich schon seit langem in herzlicher Abneigung verbunden. Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber bezeichnete den stark gestiegenen Gewinn von Emirates für das Jahr 2009 als "kleines Wunder" und spielte damit auf Vorwürfe an, die Fluggesellschaft profitiere von staatlichen Subventionen der Emirate.

Große Abhängigkeit

Es sei unmöglich, mit dem Geschäftsmodell, das auf Umsteigerverkehr setze, so viel Geld zu verdienen. Wenn Mayrhuber dies wirklich ernst meine, solle sich Lufthansa dringend nach einem besseren Chef umsehen, konterte Emirates-Airline-Chef Tim Clark. Emirates veröffentlicht im Gegensatz zu den anderen staatlichen Fluggesellschaften der Region auditierte Geschäftsberichte und bestreitet, Staatshilfen zu erhalten.

Für Airbus ist dies seit langem der wichtigste Auftrag und ein "Signal des Vertrauens", wie Konzernchef Thomas Enders meint. Aufträge für den großen Jet waren zuletzt Mangelware, auch angesichts der Wirtschaftskrise. Allerdings ist Airbus nun auch ungewöhnlich abhängig von einem einzelnen Kunden: Emirates alleine hat derzeit etwa 40 Prozent aller A380 bestellt.

Während das Flugzeug von den Airlines weitgehend gelobt wird und Passagiere immer noch besonders gerne A380-Flüge buchen (und dafür auch höhere Preise zu zahlen bereit sind), wird es aber noch Jahre dauern, bis Airbus mit der Maschine Geld verdient.

Hans-Peter Ring, Finanzchef der Airbus-Muttergesellschaft EADS, stellte zuletzt in Aussicht, dass der Konzern im Jahr 2015 mit dem Projekt die Gewinnschwelle erreichen könnte. Das Vorhaben gilt allerdings in der Branche als extrem ambitioniert.

Emirates fordert von Airbus seit Jahren eine noch größere Version der A380, die A380-900 mit rund 650 Sitzen in drei Klassen. Der Auftrag bezieht sich aber nur auf die aktuelle Version. "Airbus hat uns die A380-900 nicht angeboten", so Clark. Doch Enders konnte seinem wichtigsten Kunden Hoffnung machen: "Eines Tages werden wir die größere Version bauen. Derzeit konzentrieren wir uns aber darauf, die Produktion hochzufahren." Die vergrößerte A380 sei "ein Zukunftsprojekt."

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